Gelenkverschleiß: Hormone sind auch Täter

Übergewicht schlägt auf Hüft- und
Kniegelenke. Inzwischen wissen die Wissenschaftler aber, dass nicht nur
die überflüssigen Pfunde den Gelenkknorpel zerstören. Auch die vom
Fettgewebe abgesonderten Hormone tragen zum Gelenkverschleiß bei.
„Nach einer britischen Untersuchung sind ein Viertel aller
Gelenkersatzoperationen an der Hüfte und zwei Drittel der Operationen
am Kniegelenk auf Übergewicht und Fettleibigkeit in der Bevölkerung
zurückzuführen", berichtet Prof. Dr. Helmut Schatz, Bochum,
Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Es
läge nahe, dies auf die Überbeanspruchung der Gelenke durch das hohe
Gewicht zurückzuführen. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass
Hormone dabei ebenfalls eine Rolle spielen. 

 Fettzellen im menschlichen Körper bilden das Hormon Leptin. Seine
wichtigste Aufgabe ist die Regulierung des Körpergewichts. Bei
Übergewichtigen ist die Menge dieses Hormons besonders hoch. Noch höher
als im Blut ist die Leptin-Konzentration in der Gelenkflüssigkeit. Das Hormon beeinflusst außerdem das Immunsystem. Experten vermuten,
dass es im Gelenk eine schleichende Entzündungsreaktion verursachen und
die Zellen angreifen kann, die den Gelenkknorpel bilden und erhalten.
„Nach heutigem Kenntnisstand müssen wir davon ausgehen, dass Leptin den
durch Übergewicht ausgelösten Gelenkschaden beschleunigt", erläutert
Schatz. Möglicherweise ist aber noch ein zweites Hormon beteiligt: Resistin
wird - wie Leptin - in den Fettzellen gebildet, ist bei
Gelenkverschleiß in den Gelenken vermehrt nachweisbar und mobilisiert
Entzündungszellen. Der Einfluß der beiden Hormone am Gelenkverschleiß
könnte für die Therapie neue Perspektiven eröffnen. Ein zukünftiger
Ansatz wäre beispielsweise, die entzündungsfördernde Wirkung von Leptin
und Resistin medikamentös zu hemmen und damit die Gelenke vor
verstärktem Verschleiß zu schützen. WANC 02.06.09/Quelle: A. Anandacoomarasamy et al.;
Obesity and the
musculoskeletal system;
Current Opinion in rheumatology 2009, 21; 71-77






Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/02_06_gelenkverschleiss_hormone.php
powered by webEdition CMS