Schilddrüsenerkrankungen: Jahre bis zur Therapie

Oft dauert es mehrere Jahre, bis
Symptome bei Störungen der Schilddrüsenfunktion vom Arzt
erkannt und die Patienten richtig behandelt werden.


Bei einer funktionellen Autonomie
(weitere Begriffe: Schilddrüsenautonomie, autonomes Adenom,
Autonomie, unifokale Autonomie, multifokale Autonomie, disseminierte
Autonomie) bildet die Schilddrüse (zum Beispiel einzelne Knoten)
Schilddrüsenhormone – und zwar unkontrolliert, weil die
Steuerung durch das Gehirn nicht funktioniert. Die Ursache ist meist
eine länger bestehende, durch Jodmangel bedingte, Vergrößerung
der Schilddrüse. Bei der funktionellen Autonomie, die meist mit
sogenannten heißen Knoten einhergeht, treten typischerweise
Beschwerden wie verstärkte Nervosität, Schlafstörungen,
Stuhlunregelmäßigkeiten und Herzrhythmusstörungen
auf.



Die Ergebnisse eine Studie besagen,
dass es im Durchschnitt mehr als drei Jahre dauert, bis die richtige
Diagnose anhand eines Szintigramms gestellt wird. Das Szintigramm
zeigt die heißen Knoten, die durch eine Radiojodtherapie
ausgeschaltet werden können. Im Gegensatz zur Operation ist die
Radiojodtherapie nicht mit dem Risiko verbunden, dass der
Stimmbandnerv geschädigt wird oder dass Nebenschilddrüsen
versehentlich mit entfernt werden, die für einen normalen
Kalziumhaushalt notwendig sind, erklärt die Klinik für
Nuklearmedizin, Klinikum der J.-W.-Goethe-Universität
Frankfurt/Main.



Aber selbst dann, wenn die funktionelle
Autonomie bereits durch das Szintigramm belegt ist, vergeht im
Durchschnitt noch einmal etwa ein halbes Jahr, bis die Therapie
tatsächlich erfolgt. Dies ergab die Auswertung von fast
200 Fällen, die seit 2002 behandelt wurden. Während
früher lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz bestanden, gibt
es heute fast keine Engpässe mehr, so dass lange Zeitintervalle
eigentlich nicht gerechtfertigt sind.



"Die Risiken einer unbehandelten
Schilddrüsenerkrankung sind erheblich", betont Professor
Dr. Frank Grünwald, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
an der J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main. Insbesondere
wenn die Patienten größere Jodmengen bekommen, wie zum
Beispiel bei einer Röntgenuntersuchung mit Kontrastmitteln, wird
der Körper plötzlich mit großen Mengen
Schilddrüsenhormonen überschwemmt und es kann zu einer
lebensgefährlichen Krise kommen, die oft schwer zu beherrschen
ist.



"Es ist noch viel
Aufklärungsarbeit zu leisten", konstatiert Grünwald,
"Patienten müssen über die Bedeutung von
Schilddrüsenerkrankungen und ihre Gefahren besser informiert
werden". Anscheinend sind das aber nicht die einzigen, die
Aufklärung benötigen. Wie die Studie belegt, bedürfen
vor allem Ärzte einer gehörigen Portion von Nachhilfe.



Sowohl bei Beschwerden, die auf eine
Vergrößerung zurückzuführen sein könnten,
wie Engegefühl am Hals, Schluckbeschwerden oder Luftnot, als
auch bei Zeichen der Überfunktion, wie Nervosität,
Schlafstörungen oder Herzrhythmusstörungen, sollte
möglichst rasch ein Arzt aufgesucht werden, um eine
Schilddrüsenerkrankung rechtzeitig entdecken und dann die
richtige Behandlung einleiten zu können.



WANC 13.03.08





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/schilddruesentherapie-13-03-08.php
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