Überfunktion der Schilddrüse: Verkürzt im Alter das Leben

Produziert die Schilddrüse zu große
Mengen Hormone, führt dies zu schwereren Folgen als bisher angenommen:
Die Sterblichkeit von Menschen, insbesondere von Männern ab dem 60.
Lebensjahr, erhöht sich um 41 Prozent. Selbst dann, wenn sie nur an
einer nur leichten Überfunktion - einer sogenannten „subklinischen
Hyperthyreose“ - leiden.
Die Hyperthyreose fällt meist zufällig bei einer Laboruntersuchung auf.
Der Arzt erkennt sie an einer erniedrigten Konzentration des Hormons
Thyreotropin (TSH) im Blut. Dieses Hormon aus der Hirnanhangdrüse regt
beim Gesunden die Bildung der Schilddrüsenhormone an. Wenn bei
Schilddrüsenerkrankungen deren Zellen aber zuviel Hormon produzieren,
wird das TSH unterdrückt. Dies weist auf eine - auch nur
unterschwellige - Überfunktion in der Schilddrüse hin. Langfristig wird dadurch der Körper geschädigt: Patienten mit einer
Hyperthyreose erkranken im Alter häufiger an Vorhofflimmern, einer
Herzrhythmusstörung, die tödliche Schlaganfälle begünstigt. Bei Frauen
kommt es außerdem häufiger zum Knochenschwund, der Osteoporose. Eine
Untersuchung, zeigt, dass diese Erkrankung bei älteren Menschen die
Sterblichkeit um 41 Prozent erhöht. Männer sind mehr gefährdet als
Frauen. "Diese Befunde legen nahe, dass eine subklinische Hyperthyreose
behandelt werden muss", warnt Prof. Dr. Helmut Schatz, Bochum,
Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. In
Studien wird derzeit untersucht, ob dadurch einem Vorhofflimmern
vorgebeugt werden kann. Eine Behandlung könnte aber auch Beschwerden
lindern, die bisher nicht mit einer Überfunktion der Schilddrüse in
Verbindung gebracht werden. Dazu gehören Angststörungen.
"Untersuchungen zeigen, dass Schilddrüsenhormone direkt auf Zentren im
Gehirn wirken, die das Gefühlsleben steuern", betont Schatz, So leide
jeder zweite Mann mit erhöhten Schilddrüsenhormonen unter
Erektionsstörungen. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann, häufiger bei Jüngeren, durch
Immunvorgänge hervorgerufen werden, die Basedow'sche Erkrankung. Bei
Älteren wiederum, insbesondere mit Knoten oder größeren Kröpfen werden
die Schilddrüsenzellen selbst autonom, das heißt sie entziehen sich der
Regulation durch die Hirnanhangdrüse. Für die Behandlung einer Hyperthyreose stehen drei Verfahren zur
Auswahl: Bei der Basedow'schen Krankheit hemmen Tabletten, sogenannte
Thyreostatika, die Bildung der Hormonüberproduktion zeitweise. Eine
dauerhafte und nebenwirkungsarme Behandlung ist die Radiojodtherapie.
In anderen Fällen, etwa bei einem Knoten beziehungsweise ausgeprägten
Kropf, kann eine Operation die Ursache der Überfunktion beseitigen.
"Fehlfunktionen der Schilddrüse - ganz gleich ob stark oder schwach -
gehören in jedem Fall in die Hände eines Endokrinologen", sagt Schatz.
Denn nur ein Experte für Hormonerkrankungen könne die Erkrankung
angemessen beurteilen und therapieren. Der Endokrinologe muss den
Patienten zudem dauerhaft, das heißt jahre- und jahrzehntelang
begleiten, um ein Wiederaufflackern der Überfunktion oder eine oft erst
nach vielen Jahren auftretende Unterfunktion der Schilddrüse
rechtzeitig erkennen und behandeln zu können. WANC 29.07.09/ Quelle: Julia Kharlip, David S. Cooper, Recent
developments in hyperthyroidism, The Lancet, Vol. 373, 6. Juni 2009,
Seite 1930-1932; AWMF





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/29_07_schilddruese_hyperthyreose.php
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