Foto: Deutsche Leberstiftung
Die Leber ist mit rund 1500 Gramm das schwerste Organ im Körper (Foto: Deutsche Leberstiftung)
> Neue Therapiemöglichkeiten für Hepatitis C bergen Chancen und Probleme

In Deutschland gibt es etwa eine Million Menschen, die
chronisch an Hepatitis B oder Hepatitis C leiden; weltweit sind es etwa 500
Millionen. Trotzdem werden Lebererkrankungen sehr oft unterschätzt. Dabei
können sie heute durchaus behandelt werden, auch dank neuer Therapien. Doch die
sind nicht ohne Gefahren.

Wichtig ist, die Lebererkrankungen früh zu erkennen. Dann
können sie behandelt und Folgen wie Leberzellkrebs oder Leberzirrhose vermieden
werden. Gerade Hepatitis B und C, die durch Infektionen mit dem Hepatitis B-
bzw. Hepatitis C-Virus hervorgerufen werden, können inzwischen gut therapiert
werden.Die Hepatitis kann durch eine rechtzeitige Behandlung sogar in vielen Fällen
geheilt werden.

Die Aussichten auf eine Heilung der Hepatitis C haben sich
aktuell durch neue Therapiemöglichkeiten erheblich gesteigert. Eine neue
Substanz (Boceprevir) wurde am 18. Juli 2011 für die Behandlung in Europa
zugelassen, ein zweiter Wirkstoff (Telaprevir) hat am 21. Juli von der
Europäischen Zulassungsbehörde ein positives Votum erhalten und wird
voraussichtlich in den nächsten acht Wochen zugelassen werden.

Beide Präparate sind direkt wirkende antivirale Medikamente, sogenannte
HCV-Proteaseinhibitoren. Sie hemmen das Virus in seiner Vermehrung, indem sie
ein Schlüsselenzym blockieren. Durch diese neue Wirkungsweise können viele
Patienten erfolgreich behandelt werden, die mit der bisherigen Standardtherapie
nicht geheilt werden konnten. Allerdings gilt das leider immer noch nicht für
alle Patienten.

Es wird deshalb sehr wichtig sein, dass die neuen Therapien
sehr sorgfältig durchgeführt werden. „Wir raten den Patienten, sich von einem
versierten Facharzt behandeln zu lassen. Nicht jeder Arzt hat die unbedingt
notwendigen Vorkenntnisse, um die neuen Behandlungen optimal für den Patienten
umzusetzen,“ warnt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Leberstiftung.

„Es sind viele Faktoren bei den neuen Therapien zu beachten.
So gibt es das Problem der Resistenzentwicklung und die Gefahr der
Medikamenten-Interaktion. Aufgrund der zusätzlichen Nebenwirkungen muss der
Facharzt auch Kollegen aus anderen Bereichen in die Behandlung einbinden und den
Patienten umfassend betreuen,“ fordert er.

Für die Behandlung der chronischen Hepatitis B werden seit
einigen Jahren sehr erfolgreich direkte Virushemmer sowie Interferone
eingesetzt, die das Immunsystem beeinflussen und die Virusvermehrung hemmen.
Geheilt werden kann die Hepatitis B allerdings nicht, das Virus kann nur
kontrolliert werden, so dass die Krankheit nicht weiter voranschreitet. Das
gelingt aber inzwischen bei vielen Patienten nahezu ohne Nebenwirkungen. Neue
Therapieansätze wie zum Beispiel Medikamente, die den Eintritt des Hepatitis
B-Virus in Leberzellen hemmen, werden in Deutschland aktuell erprobt.

Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization -
WHO) hat im letzten Jahr den Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli zu einem
offiziellen Gesundheitstag der WHO ernannt und so Hepatitis als ein weltweit
bedeutendes Gesundheitsproblem anerkannt.



28.07.2011/Quelle: Deutsche Leberstiftung

 
 
 
 
 
 
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