Wenn Obst dem Körper schadet

"An apple a day keeps the doctor
away" – ein Apfel am Tag hält dir den Arzt vom Hals - so
preist ein altes englisches Sprichwort die gesund erhaltende Wirkung
von Äpfeln. Der Genuss von Obst kann manchen Menschen aber auch
gesundheitliche Probleme bereiten: Wer an Fructosemalabsorption
leidet, dessen Darm kann nur sehr geringe Mengen an Fruchtzucker
(Fructose) aufnehmen; bereits der gerühmte tägliche Apfel
kann bei den Betroffenen die Aufnahmekapazität des Darms für
diese Zuckerart überfordern.


Die Fructosemalabsorption ist eine
weitverbreitete, doch relativ unbekannte Stoffwechselstörung.
"Etwa die Hälfte der Erwachsenen kann täglich nicht
mehr als 25 Gramm Fructose absorbieren", macht der
Mannheimer Allergologe Florian-Walter Velten in der Fachzeitschrift
"Aktuelle Dermatologie" die Dimension des Problems
deutlich. Zwar entwickelt nur wiederum die Hälfte der
Betroffenen klinische Symptome. Bei diesen stellt sich jedoch bei
jeder Fructoseüberlastung ein sogenanntes Reizdarmsyndrom ein,
mit gravierenden Beschwerden wie Übelkeit, Krämpfen,
Blähungen und Durchfällen.



Die Ursache für diese Beschwerden
liegt letztlich in der Art und Weise, wie der Fruchtzucker im Darm
verarbeitet wird. Während Traubenzucker (Glukose) aktiv unter
Energieaufwand aus dem Darmlumen in die Zellen der Darmwand
aufgenommen wird und von dort aus weiter ins Blut gelangt, wird die
Fructose lediglich passiv mithilfe von Transportermolekülen
entlang eines Konzentrationsgradienten transportiert. "Fruchtzucker
wird daher niemals vollständig aus der Nahrung aufgenommen",
erklärt Velten.



Zum Problem wird dies bei Menschen, die
über eine vergleichsweise geringe Zahl bestimmter
fructosespezifischer GLUT-Transportproteine in den Zellen der
Darmwand verfügen. Prinzipiell kann jedoch jeder, der die
Transportkapazität der zur Verfügung stehenden
Fructosetransporter durch den Konsum großer Mengen an Fructose
überlastet, Symptome eines Reizdarms entwickeln. Je größer
das Ungleichgewicht zwischen Fructosekonsum und Fructosetransport,
desto mehr Fructose verbleibt im Darm. Dort wird der Zucker zu
kurzkettigen Fettsäuren und verschiedenen Gasen abgebaut. Diese
Stoffwechselprodukte lösen letztlich das Reizdarmsyndrom aus.



Wie der Name es andeutet, kommt
Fructose natürlicherweise hauptsächlich in Obst und Gemüse
vor. Velten hält daher die Empfehlung, dass eine gesunde
Ernährung immer auch "viel" Obst und Gemüse
enthalten sollte, durchaus für kritisch. Auf mögliche
Unverträglichkeiten sollte zumindest hingewiesen werden, so der
Mannheimer Mediziner.



Weitaus schwerer zu umgehen sind jedoch
versteckte Fructosequellen in industriell gefertigten
Nahrungsmitteln. Fruchtzucker gilt aufgrund seines geringeren
Brennwerts als gesünderer Zucker und hat die Glukose daher aus
vielen Lebensmitteln verdrängt. Damit sollte der starken Zunahme
der Diabetes-Erkrankungen entgegengewirkt werden. Die Zuckerkrankheit
wie auch ihre Vorstufe, das metabolische Syndrom, hängen mit
einem hohen Glukose-Konsum zusammen. Inzwischen ist die Fructose
jedoch längst nicht mehr nur in Diabetiker-Produkten enthalten;
viele Lebensmittel werden mit stark fructosehaltigem Maissirup
gesüßt, dessen Verbrauch sich in den letzten Jahrzehnten
vervielfacht hat.



Die für viele Erwachsene kritische
Menge von 25 Gramm Fructose täglich wird bereits mit einem
halben Liter vieler handelsüblicher Limonaden überschritten.
Auch der als gesunder Süßstoff geltende Honig besteht zu
35 Prozent aus Fructose. "Erwachsenen stehen als natürliche
Süßstoffe vor allem Glukose und Fructose zur Verfügung,
deren exzessiver Konsum entweder zum metabolischen Syndrom oder zum
Reizdarmsyndrom führen kann", erklärt Velten das
Dilemma.



WANC 24.10.07 Quelle: F.-W. Velten, C. Bayerl:
Fructosemalabsorption – die andere Seite gesundheitsbewusster
Ernährung. Aktuelle Dermatologie 2007; 33 (10): S. 373-378





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/25_10_fructosemalabsorption.php
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