Hepatits C-Virus: Infektion, die unerkannt zu schweren Folgen führen kann
> Hepatitis: Neue Therapieoptionen

Das ist das Problem: Es gibt viele
Menschen die unter einer Lebererkrankungen leiden. Doch die wenigsten
wissen es. Denn Lebererkrankungen verursachen kaum Schmerzen und weisen
auch keine eindeutigen Symptome auf. Dabei sind vermutlich mindestens
fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer Hepatits erkrankt. Weil
man nichts merkt, wird die Krankheit oft erst spät erkannt. Manchmal zu
spät, um schwerwiegende Folgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs zu
vermeiden. Dabei lässt sich Hepatitis mittlerweile erfolgreich
behandeln – durch neue Therapien sogar mit weniger Nebenwirkungen.
“Häufig sind Infektionen mit den Hepatitisviren B und C Ursache für
eine Hepatitis. Diese Infektionen können dauerhaft (chronisch) werden
und dann zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen“, mahnt Prof.
Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Die chronische Hepatitis B und Hepatitis C können inzwischen gut
behandelt werden. Dafür sei eine frühe Diagnose aber extrem wichtig. Man unterscheidet bei dem Hepatitis C Virus verschiedene Genotypen –
also Ausprägungen der Krankheit. Die Heilungsraten und die
Therapiedauer sind bei den verschiedenen Genotypen sehr
unterschiedlich. Die Genotypen 1 und 4 werden meist 48 Wochen mit
pegyliertem Interferon und Ribavirin behandelt, während bei den
Genotypen 2 und 3 in der Regel eine 24-wöchige Therapie ausreichend ist
und mit der Standardtherapie zu einer Heilungsrate von 70 bis 90
Prozent der Fälle führt. Beim Genotyp 1 sieht es schlechter aus. Hier
werden mit der Standardtherapie lediglich etwa 40 bis 50 Prozent der
Patienten geheilt. Die Probleme bei der Therapie von Patienten mit dem Genotyp 1 könnten
in naher Zukunft der Vergangenheit anzugehören. Auf dem AASLD-„Liver
Meeting in Boston, USA, wurden neue Substanzen vorgestellt. Dazu
gehören Boceprevir und Telaprevir, die stehen in den nächsten Jahren
für HCV Genotyp 1_Patienten zur Verfügung. Beides sind direkt
antivirale Substanzen, die eine Heilungsrate von 70 bis 80 Prozent
haben sollen. Diese Erfolgsquoten gelten für Patienten, die bisher
keine antivirale Therapie erhalten haben. Die Substanzen werden voraussichtlich Ende 2011/Anfang 2012 zugelassen
werden. Von den neuen Substanzen werden auch Patienten profitieren, bei
denen eine frühere antivirale Therapie mit pegyliertem Interferon und
Ribavirin erfolglos war. Hier liegen die Heilungschancen bei etwa 40
bis 50 Prozent. Neben Boceprevir und Telaprevir sollen einige andere Substanzen in
naher Zukunft entwickelt sein. Die Zulassung wird jedoch noch einige
Zeit dauern. Die Experten meinen deshalb, dass die Therapie einer
HCV-Infektion mit dem Genotyp 1 in der Zukunft deutlich effektiver
werden wird. Bis es neue Medikamente für die Therapie des Genotyps 2
beziehungsweise 3 gibt, wird noch viel Zeit vergehen müssen. Die Kombination verschiedener direkt antiviral wirkender Substanzen mit
unterschiedlichen Wirkmechanismen wird eine Therapie ohne Interferon
ermöglichen. Das dürfte betroffene Patienten freuen. Denn das Deutsche
Hepatitis C Forum berichtet über die oft schwerwiegenden
Nebenwirkungen: Am häufigsten berichten Patienten (ca.80%) in den
ersten Wochen der Therapie von „Grippe ähnlichen Symptomen”.
Interferon
ist ein körpereigenener Abwehrstoff des Immunsystems, welches bei einem
viralen Infekt reagiert, wie zum Beispiel bei der grippalen Infektion.
Zur Folge hat dieses, dass das, unter Interferon angeregte, Immunsystem
mit Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopf- und
Gliederschmerzen reagiert. Meist treten diese Reaktionen  in den
ersten 4-8 Std. nach den ersten Spritzentagen auf. Im Regelfall lassen
sei nach den ersten Wochen nach.

 Außerdem kann sich das Blutbild verändern. Es kann zu einem deutlichen
Abfall der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und der Blutplättchen
(Thrombozyten) kommen.
Das bedeutet eine herabgesetzte Immunabwehr und
ein verringerter Gerinnungsfaktor des Blutes.
Auch wird in einigen
Fällen von einer Blutarmut berichtet. Die roten Blutkörperchen
(Hämoglobin) im Körper „zerplatzen“ und können somit weniger Sauerstoff
mit sich transportieren. Die Folgen sind Abgeschlagenheit, Luftnot,
Schwindel sowie kalte Hände oder Füße.
Solange die Werte nicht unter
eine kritischen Bereich sinken, ist kein Grund für Besorgnis gegeben. Weitere Nebenwirkungen: 60% aller Interferonpatienten leiden unter
Leistung- und Konzentrationsstörungen und Tagesmüdigkeit. Rund die
Hälfte aller Patienten berichten von Schlafstörungen sowie Übelkeit,
Appetitsverlust und Gewichtsverlust. Etwa 30% bekommen Haarausfall.
Außerdem klagen die Betroffenen über  Hautirritationen,
Schilddrüsenprobleme und Tinnitus. Interferone werden auch zur Behandlung der chronischen Hepatitis B
eingesetzt. Hiermit kann man bei einigen Patienten eine teilweise
„Immunkontrolle“ erreichen. Neue Medikamente sollen die Virusvermehrung
sehr effektiv eindämmen. Diese Medikamente, die einmal täglich als
Tablette eingenommen werden müssen, haben aber im Vergleich zu
Interferon relativ wenige Nebenwirkungen. Allerdings bewirken sie eine
Hemmung der Virusvermehrung nur, so lange sie eingenommen werden. Eine
Virusausheilung kann damit nicht erreicht werden. Daher müssen die
Medikamente sehr lange eingenommen werden. Bisher ist noch nicht klar,
wie lange eine Einnahme notwendig ist. Dennoch ist die Deutsche Leberstiftung zuversichtlich: „Während Ende
der 1990-er Jahre die meisten Patienten mit fortgeschrittener Hepatitis
B verstorben sind, können jetzt viele Patienten erfolgreich behandelt
werden.
Langfristig wird damit die Zahl der Patienten, die aufgrund
einer chronischen Virushepatitis eine Leberzirrhose entwickeln, sinken.“ WANC 18.11.2010, Quelle: 11. Deutscher Lebertag
 
 
 
 
 
 
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