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Gegen Fettleber hilft der Abbau von zu hoher Kalorienzufuhr (Foto: TK)
> Fettleber, die neue Volkskrankheit
Fett kann die Leber ebenso krank
machen wie Alkohol oder Viren. Die Fettleber ist heute die häufigste
Lebererkrankung und führt oft zu Zirrhose und Leberkrebs, warnen
Experetn. Mehr als jeder fünfte Deutsche ist betroffen – inzwischen
sogar schon Kinder. Einer der Hauptgründe für diese Entwicklung ist das
Missverhältnis zwischen Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch. Doch eine
Fettleber kann nicht nur als Folge einer sogenannten Übernährung
sondern genauso auch als Folge von chronischer Mangelernährung
auftreten.
Es gehört zu den Aufgaben der Leber, Fette zu speichern und zu
verarbeiten. Aber sie können die Leber auch schädigen. Entscheidend
ist, ob eine Entzündung entsteht. Zuviel Fett in der Leber ist ein
relativ junges Krankheitsbild, das erst seit etwa 20 Jahren bekannt
ist. Inzwischen ist es ein Massenphänomen. Die Ursachen sind oft eine
falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Mehr als jeder fünfte Deutsche hat eine Fettleber, schon Kinder sind
betroffen. Wenn aus der Leberverfettung eine Leberentzündung wird,
gehen Zellen zugrunde und setzen Enzyme frei - die Leberwerte im Blut
steigen an. Oft kommen die Ärzte erst bei einer Routineuntersuchung der
drohenden Gefahr auf die Spur. “Aber warum entwickeln sich schädigende Entzündungen bei den einen, bei
anderen nicht?", fragt Dr. Jörg Heeren vom Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf. “Wenn wir das herausfinden, können wir den
Entzündungen gezielt entgegensteuern." Die Lipidforschung könnte der
gesamten Leberheilkunde nützlich sei. ”Über die Lipide lernen wir,
welche Prozesse in den Leberzellen der Entzündung entgegenwirken, dies
lässt sich auch auf andere Lebererkrankungen übertragen", erkärt Prof.
Dr. Ansgar Lohse, Sprecher des Sonderforschungsbereichs. Möglicherweise
lassen sich auf die Weise dann auch Leberinfektionen oder Leberkrebs
beeinflussen. Bei einer Fettleber ist der Fettgehalt in den Leberzellen in Form von
Triglyzeriden erhöht. Wenn nur 5-15 % der Leberzellen verfettet sind,
spricht man von leichter, bei 15-30 % von mäßiger und bei 30-50 % von
einer mittelgradigen bis erheblichen Leberzellverfettung. Sind mehr als
50 % der Leberzellen verfettet, liegt eine Fettleber vor. Der normale
Fettgehalt der Leber beträgt etwa 4-8 % des Trockengewichtes. Häufigste Ursache der Fettleber ist chronischer Alkoholmissbrauch.
Alkohol führt aber nur bei ständigem Konsum zur Verfettung der Leber.
Von chronischem Alkoholmißbrauch spricht man, wenn täglich 160 g reiner
Alkohol - das entspricht etwa zwei Litern Wein – getrunken werden. Bei
diesen Mengen entwickelt sich bereits nach drei Wochen eine Fettleber.
Der Übergang der alkoholischen Fettleber in eine Fibrose und Zirrhose
der Leber ist fließend. Weitere Ursachen sind Überernährung oder eine Eiweißmangelernährung,
Fettstoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und chronisch entzündliche
Darmerkrankungen sowie eine Leberschädigung durch Arzneimittel.
Beispielsweise haben ca. 30-40 % der Adipösen und 15-50 % der
Diabetiker eine Fettleber. Sowohl die Mastfettleber als auch die Alkoholfettleber sind bei
Normalisierung des Körpergewichtes bzw. keinem Alkoholverbrauch wieder
rückgängig zu machen. Solange die Leber nicht wesentlich vergrößert
ist, haben die Patienten auch kaum Beschwerden. Mit zunehmender
Vergrößerung der Leber treten häufiger uncharakteristische Symptome wie
Völlegefühl, Druckgefühl in der Lebergegend, allgemeine körperliche und
geistige Leistungsminderung auf. Selten bestehen stärkere Schmerzen im
rechten Oberbauch. Für eine Fettleber gibt es keine spezielle diätetische Therapie. Die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine leichte
Vollkost. Die früheren speziellen Diätempfehlungen, die durch
erhebliche Fettbeschränkung auf 30-50 g /Tag charakterisiert waren,
seien überholt. Tipps der DGE: • Verzicht auf Alkohol ist notwendig. Auch das regelmäßige Trinken
kleinerer Alkoholmengen ist schädlich. Vor allem eine geschädigte Leber
wird durch Alkohol belastet. Eine völlige Alkoholkarenz führt in
wenigen Wochen zur vollständigen Rückbildung der Verfettung. • Das Körpergewicht ist zu normalisieren. Bei vorliegendem Übergewicht
ist eine langsame Gewichtsabnahme anzustreben. Ein rascher
Gewichtsverlust durch Hungerkuren führt durch extrahepatische Lipolyse
zum Anfall hoher Konzentrationen freier Fettsäuren. Diese können durch
ihre Detergenzwirkung sowie über die Verstärkung der Lipidperoxidation
zu Membranschäden führen. Auf Fasten, Blitz- oder Crash-Diäten ist zu
verzichten. • Bei vorliegendem Typ-2-Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung wichtig. Die Werte sind regelmäßig zu kontrollieren. Was eine leichte Vollkost ist, beschreibt das Else
Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin an der TU München so:
Bei der leichten Vollkost gibt es keine Gebote und Verbote, sondern nur
Empfehlungen. Stellen Sie Ihren Speiseplan aus den oben genannten
Lebensmitteln und nach Ihrer individuellen Verträglichkeit zusammen. Folgende Lebensmittel werden häufig schlecht vertragen und sollten deshalb

gemieden werden: Hülsenfrüchte, Gurkensalat, frittierte Speisen, Weißkohl, Getränke mit Kohlensäure, Grünkohl, fette Speisen, Paprikagemüse, Sauerkraut, Rotkraut, süsse und fette Backwaren, Wirsing, Zwiebeln, Pommes frites, hartgekochte Eier, frisches Brot, Bohnenkaffee, Kohlsalat, Mayonnaise, Kartoffelsalat, Geräuchertes, Eisbein, zu stark gewürzte Speisen, zu heiße und zu kalte Speisen, stark angebratene Speisen, Pilze, Rotwein, Lauch, Spirituosen, Birnen. Besser verträglich sind: Kartoffeln, Püree, Pellkartoffeln, Knödel, Reis, Nudeln, Gertreideflocken, feingemahlenes Vollkornbrot, Toastbrot, Honig, Marmelade, Gelee weiches und reifes Obst, Kompott gegartes Gemüse, Möhren, Blumenkohl, Spargel, Brokkoli, Zucchini, Spinat, Fenchel, Chicoree, grüne Bohnen, Sellerie, Chinakohl, feine grüne Erbsen, geschälte Gurken, Kohlrabi, Rote Beete, Geschälte Tomaten, Kopfsalat, Endivie, Feldsalat Milch, Joghurt, Quark, Käse Magere Wurstarten, gekochter Schinken, Mageres Fleisch vom Huhn, Rind, Wild oder Schwein - fettarm zubereitet Gekochter, gedünsteter oder gegrillter Fisch Butter, Speiseöle Tee, kohlensäurearmes Mineralwasser, säurearme Fruchtsäfte WANC 17.11.10, Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Else
Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin
 
 
 
 
 
 
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