Hepatitis C: Oft nicht erkannt, selten behandelt

Wenn die Weltgesundheitsorganisation
WHO von einer viralen Zeitbombe spricht dann meint sie nicht HIV/Aids
sondern Hepatitis C. Der Grund: Die Komplikationen der Erkrankung
treten meist erst nach vielen Jahren auf. Und die können gravierend
sein: Leberzirrhose und Leberkrebs sind können die Folgen einer
chronischen Infektion mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) sein. Obwohl
Hepatitis C grundsätzlich als heilbar gilt, wird sie nur bei jedem
Vierten erkannt. Und selbst bei vorliegender Diagnose bleibt die
Krankheit häufig unbehandelt.
Etwa 170 Millionen Menschen weltweit sind derzeit mit HCV infiziert.
Schätzungen zufolge kann die Anzahl der infizierten Menschen aufgrund
der hohen Dunkelziffer noch deutlich höher liegen. „Deshalb und
angesichts der schweren Folgekomplikationen ist die chronische
Hepatitis C aus medizinischem und volkswirtschaftlichem Blickwinkel von
sehr viel höherer Relevanz als etwa die HIV-Infektion“, mahnt Prof. Dr.
Michael Manns, Hepatitis-Experte der Universität Hannover. Zum
Vergleich: Etwa 33 Millionen Menschen weltweit leben mit HIV. Anders als die meisten chronischen Infektionen ist die chronische
Hepatitis C prinzipiell heilbar. Das liegt laut Prof. Dr. Fabien
Zoulim, Lyon, vor allem daran, dass es sich beim HC-Virus um ein
RNA-Virus handelt, welches nicht in den Zellkern seiner Wirtszellen
gelangt. Die Vermehrung (Replikation) erfolgt unter tätiger Mithilfe
verschiedener Enzyme, insbesondere Proteasen und Polymerasen. Deshalb
lässt sich die Virusreplikation durch die Blockade dieser Enzyme
unterbinden. In Deutschland wird eine Infektion mit dem erst 1989 entdeckten
Hepatitis C-Virus bislang nur bei etwa jedem vierten Betroffenen
erkannt. Denn vielfach verläuft die Infektion zunächst gänzlich ohne
Symptome oder aber die Patienten leiden an eher milden
uncharakteristischen Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
leichtem Fieber etc. Anlass zur weiteren diagnostischen Abklärung
sollte vor allem ein Anstieg der Leberenzyme geben. Bei etwa 75 Prozent der HCV-Infizierten wird die Infektion chronisch.
Nach Jahren und Jahrzehnten drohen Patienten mit chronischer Hepatitis
C schwere Folgeschäden an der Leber. Dazu zählen ein bindegewebiger
Umbau der Leber bis hin zur Leberzirrhose und die Entstehung eines
Leberzellkarzinoms. Aufgrund der langen Latenz beobachtet man in den
letzten Jahren trotz einer abnehmenden Zahl von Neuinfektionen eine
höhere Mortalität. Etwa die Hälfte aller Lebertransplantationen gehen
heute auf das Konto einer durch Viren – insbesondere durch HCV –
bedingten Leberinfektion. Auch fördert das Hepatitis C-Virus die
Entstehung weiterer Erkrankungen, wie z.B. Diabetes mellitus oder
bestimmte Krebsarten. Individuelle Risikofaktoren und der Genotyp des Erregers entscheiden
maßgeblich über die Erfolgschancen einer antiviralen Therapie. Eine
ungünstige Prognose hat Genotyp 1, der in Europa und Nordamerika für
etwa 60 Prozent der HCV-Infektionen verantwortlich zeichnet. Mit der
bisherigen Standardtherapie bestehend aus pegyliertem Interferon alpha
plus Ribavirin gelingt es hier bei etwa 40 – 50 Prozent der Patienten,
die Viruslast dauerhaft unter die Nachweisgrenze zu senken. Diese
gelten als geheilt. Bei den Genotypen 2 und 3 sind die Erfolgsraten deutlich höher.
Sprechen Patienten mit chronischer HCV-Infektion nicht auf die
bisherige Standardtherapie an, gibt es derzeit quasi keine
therapeutische Alternative. Das könnte sich nach Einschätzung von Manns
bald ändern: durch so genannte Proteaseinhibitoren, die gerade
entwickelt werden. Proteaseinhibitoren verhindern, dass sich die
Hepatitis-C-Viren vermehren können. WANC 17.05.10, Quelle: Janssen-Cilag, Deutsches Hepatitis-C Forum





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/17_05_hepatitis.php
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