> Morbus Whipple: Dem Erreger auf der Spur

Einem internationalen Wissenschaftlerteam ist es gelungen, das gesamte Genom (Erbgut) des Erregers einer ungewöhnlichen Infektionskrankheit, des Morbus Whipple, zu entschlüsseln.


Beim Morbus Whipple handelt es sich um eine chronische Infektion des Dünndarms und meist auch weiterer Organe, die durch das Bakterium Tropheryma whippelii hervorgerufen wird. Der Name geht auf den amerikanischen Pathologen George Whipple zurück, der die Erkrankung im Jahre 1907 als erster beschrieben hat. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 30 Neuerkrankungen festgestellt.


Meist leiden die Betroffenen an unspezifischen Beschwerden wie chronischem Durchfall, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. Seltener, wenn auch das Gehirn befallen ist, klagen sie über Doppelbilder, Vergesslichkeit oder Schlaflosigkeit. Die Patienten infizieren sich wahrscheinlich über den Mund; ihre Infektionsquelle ist nicht bekannt. Die Bakterien wandern in den Dünndarm und dringen in seine Schleimhaut ein. Über die anatomischen Lymphgefäße gelangen sie in den Blutkreislauf und können weitere Organe besiedeln, einschließlich des Gehirns. Bis zu 20 Jahre später kann es zu tödlichen Komplikationen durch Befall des Herzens oder des Gehirns kommen. Merkwürdigerweise ist der Morbus Whipple viel häufiger bei Männern als bei Frauen (Verhältnis 8:1).


Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, die Krankheit besser erkennbar, ihr Verlauf besser vorhersagbar und die Therapieansätze individualisierbarer zu machen.


WANC 03.03


Quelle: "The Lancet", Band 361, S. 637-644/idw.

 
 
 
 
 
 
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