Die Niere: Das vergessene Organ

Erkrankungen der Nieren werden meist viel zu spät erkannt. Das liegt zum Teil daran, dass die Betroffenen selbst oft erst dann erst etwas bemerken, wenn die Nieren schon geschädigt sind. Und auch bei Untersuchungen beim Arzt, werden Veränderungen häufig nicht rechtzeitig bemerkt.

Nieren erkranken meist schleichend und verursachen dabei nur selten Schmerzen. Vielleicht unterschätzen viele
Menschen deshalb eine Erkrankung der Nieren. Dabei steigt die Zahl der Patienten mit Nierenversagen deutlich an, und zwar um jährlich etwa 5 Prozent. Die Hauptursachen für die terminale Niereninsuffizienz sind Diabetes mellitus (in 30 bis 40 Prozent der Fälle) und Bluthochdruck (15 Prozent). Zur Zeit sind in Deutschland etwa 60.000 Menschen dialysepflichtig, 20.000 Patienten haben ein funktionstüchtiges Nierentransplantat, wobei eine Transplantation durch den Mangel an zur Verfügung stehenden Spendernieren begrenzt ist.

Dabei stellen die Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz nur die Spitze eines Eisbergs dar. Es ist davon auszugehen, dass eine chronische Nierenerkrankung etwa 50 mal häufiger als die terminale Niereninsuffizienz vorkommt. Auch die Belastungen für das Gesundheitssystem sind nicht unerheblich - pro Patient fallen jährlich ca. 30.000 Euro an.

Diabetiker stellen eine besondere "Hochrisikogruppe" für Niereninsuffizienz dar, weshalb ihre Nierenwerte regelmäßig überprüft werden sollten. Auch die Wechselwirkungen zwischen Bluthochdruck und Nierenerkrankungen sind bedeutsam. Die Senkung des Blutdrucks auf Normalwerte und etwas darunter ist eine wichtige Präventionsmaßnahme, um das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.

Grundsätzlich sind die Risikofaktoren für Nierenerkrankungen identisch mit denen für kardiovaskuläre Erkrankungen - Nikotingenuss, Übergewicht und Bluthochdruck - und somit würden sich Präventionsmaßnahmen gerade auch unter dem Aspekt der Gesundheitsökonomie doppelt auszahlen.

Meistens werden Nierenerkrankungen erst viel zu spät erkannt, da die Niere ein "leises Organ" ist und sich Verschlechterungen der Organfunktion nicht umgehend durch Schmerzen oder andere auffällige Symptome bemerkbar machen. Das hat fatale Folgen: Stellt der Nephrologe die Nierenerkrankung erst im Stadium der terminalen Niereninsuffizienz fest, ist der Schaden meist nicht mehr zu beheben.

Deshalb empfehlen Ärzte, den Urintest (Mikroalbuminurie) zur Bestimmung einer Eiweißausscheidung im Urin als Indikator für Nierenerkrankungen neben der Blutbildanalyse als Standard in den hausärztlichen Jahres-Checkup zu integrieren. Damit könnten Schädigungen frühzeitig diagnostiziert, therapiert und vielen Patienten die Dialyse erspart werden. Aber der Mikroalbuminurintest kann noch mehr: Er ist auch ein "Marker" für den allgemeinen Zustand der Gefäße und zeigt somit auch ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko an.

WANC 15.09.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/15_09_nierenversagen.php
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