Milchzuckerunverträglichkeit: Mangel des Enzyms Laktase

Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland können Milch nicht richtig verdauen. Während die Häufigkeit in Deutschland bei 15 Prozent liegt, leiden in Asien 90 bis 100 Prozent der Bewohner an der Enzymmangelerkrankung. Weltweit sind mehr als 50 Prozent der Bevölkerung betroffen.

Durchfall, Übelkeit, Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen sind Symptome einer Milchzuckerunverträglichkeit, weiß Diplom Oecotrophologin Kristin Duwenbeck von der Gesellschaft für Ernähungsmedizin und Diätetik. Die Ursache einer Milchzuckerunverträglichkeit ist das Fehlen oder die unzureichende Aktivität des Verdauungsenzyms Laktase. 

Dieses Enzym spaltet an der Dünndarmschleimhaut des Menschen Milchzucker (Laktose) in die Bestandteile Glukose und Galaktose. Ist diese Funktion gestört, gelangt der Milchzucker in den mit Bakterien besiedelten Dickdarm und dient dort den Dickdarmbakterien als Nahrung.

Der Milchzucker und die bei der bakteriellen Fermentation entstehenden kurzkettigen Fettsäuren führen zu einem Wassereinstrom in den Dickdarm. Die dadurch auftretenden Beschwerden reichen je nach Ausmaß der Milchzuckerunverträglichkeit von Blähungen und Völlegefühlen bis hin zu krampfartigen Bauchschmerzen und wässrigen Durchfällen.

Neben einem primären oder angeborenen Laktasemangel, der bereits im Säuglingsalter auftritt, unterscheidet die Ernährungswissenschaft den erworbenen und den sekundären Laktasemangel. Der erworbene Laktasemangel des Erwachsenen kann sich bei bis dahin normaler Milchzuckerverträglichkeit aufgrund unbekannter Ursachen einstellen.

Der sekundäre Enzymmangel tritt als Begleiterkrankung von Dünndarmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie auf. Eine Behandlung der Grunderkrankung führt zu einer deutlichen Besserung der Symptome. Ist der Laktasemangel dagegen angeboren oder erworben, muss sich der Patient auf eine dauerhafte Ernährungsumstellung einstellen.

Je nach Schweregrad der Erkrankung ist eine individuell angepasste, laktosefreie (höchstens 1 Gramm Milchzucker pro Tag) oder laktosearme (maximal 10 Gramm Milchzucker pro Tag) Diät angemessen. Bei vielen Betroffenen reicht die Umstellung auf eine laktosearme Diät.

Zur besseren Verträglichkeit milchzuckerhaltiger Produkte ist der Einsatz von laktasehaltigen Präparaten aus der Apotheke oder Drogerie zu empfehlen. Dabei sind Milch, Milchmischgetränke und alle Milchprodukte außer Hart-, Schnitt-, Sauermilch- und Weichkäse zu meiden. Sauermilcherzeugnisse wie Joghurt, Quark und Kefir sind in eingeschränkten Mengen häufig unproblematisch zu genießen. Besonders gut verträglich sind Joghurts, die bakterielle Laktase enthalten. Inzwischen gibt es im Lebensmittelhandel sogar milchzuckerarme Milch.

Aufgrund des eingeschränkten Verzehrs von Milch- und Milchprodukten ist Kalzium ein kritischer Nährstoff. Um eine ausreichende Kalziumzufuhr zu gewährleisten, sollte der Bedarf über andere kalziumhaltige Lebensmittel wie Sojamilch, Tofu aber auch Fleisch, Fisch und Eier sowie pflanzliche Lebensmittel beispielweise Hülsenfrüchte, Grünkohl, Broccoli, oder Fenchel und über kalziumangereicherte Mineralwässer mit einem Kalziumgehalt von über 150 Milligramm pro Liter.

Vorsicht ist beim Kauf unverpackter Backwaren, Fleisch- und Fischerzeugnisse und Feinkostsalate geboten, bei denen keine Deklaration der Inhaltsstoffe notwendig ist. Darüber hinaus kann Milchzucker in Süßstofftabletten, Medikamenten und Zahnpasta enthalten sein. Der Einsatz von Milchzucker in der Lebensmittelindustrie erfolgt auch als Zusatzstoff beispielweise als Trägerstoff für Aromen oder als Emulgator.

Inhaltsstoffe von Lebensmittelzusatzstoffen müssen in der Zutatenliste jedoch nicht aufgeführt sein, wenn sie weniger als 25% des Zusatzstoffes ausmachen, so dass der Anteil an Milchzucker in der Regel nicht angegeben wird. Manche Hersteller legen allerdings Wert auf eine Volldeklaration aller Inhaltsstoffe oder auf den Hinweis „laktosefrei“ bzw. „laktosearm“.





















































Milchzuckergehalt verschiedener Milchprodukte


Lebensmittel (pro 100 Gramm)


Milchzucker (Gramm)


Kondensmilch


9,6


Schmelzkäse


5,7


Trinkmilch


4,8


Buttermilch


4,0


Joghurt


4,0


Schlagsahne


3,4


Sahnequark


3,3


Doppelrahmfrischkäse


2,5


Butter


0,7


Quark, mager


0,7


Camembert


-1


Emmentaler


-1


Gouda


-1


1 in Spuren enthalten


 


WANC 12.11.04/diaita





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/12_11_milchzuckerunvertraeglichkeit.php
powered by webEdition CMS