Inkontinenz - nicht nur ein Problem des Alters

Frauen im mittleren Lebensalter sind deutlich häufiger von Harninkontinenz
betroffen als Männer. In Deutschland leidet etwa jede neunte Frau zwischen dem 45.
und dem 64. Lebensjahr an unfreiwilligem Harnverlust, jedoch nur etwa jeder 40.
Mann in diesem Alter. Allerdings tritt das Leiden nicht nur im Alter auf.


Mit zunehmendem Alter gleicht sich dieser Unterschied aus.
Vom 85. Lebensjahr an ist – statistisch betrachtet - jeder sechste Bundesbürger
ungeachtet des Geschlechtes von Inkontinenz betroffen. „Inkontinenz tritt nicht
nur im Alter auf, sondern in verschiedenen Lebensabschnitten", stellt denn
auch Dr. Detmar Jobst, niedergelassener Allgemeinarzt in Bonn und
Lehrbeauftragter an den Universitäten Bonn und Düsseldorf, fest. Die Erkrankung
isoliere die Betroffenen und mache sie abhängig von nah gelegenen Toiletten,
von Hygieneartikeln, Medikamenten, ärztlichen Maßnahmen bis hin zu künstlichen
Harnableitungen.



Harninkontinenz ist demnach nicht nur ein medizinisches
sondern auch ein soziales Thema. „Falsche Vorstellungen in der Bevölkerung wie
die, dass Inkontinenz zum Älterwerden dazugehöre und unvermeidbar sei, sind ein
Grund dafür, dass viele Inkontinenzbetroffene gar keinen Anlass für eine
ärztliche Konsultation sehen. Doch das ist ein Irrtum. Vielen Betroffenen ist bereits
mit einfachen, konservativen Maßnahmen zu helfen", betont Dr.
Christina Niederstadt vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit
im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln. Mit Hilfe eines physiotherapeutischen
Beckenbodentrainings oder auch verschiedenen Entspannungstherapien könne vielen
Patienten geholfen werden, die „soziale Kontinenz" zu erlangen, die für die
Lebensqualität entscheidend ist.



Der individuelle Leidensdruck der Betroffenen sei erstaunlicherweise
nicht so groß, wie es das Ausmaß der Inkontinenz vermuten lässt. „Es erscheint
aber realistisch, dass etwa sechs Prozent der Bevölkerung, d.h. circa 4,8 Millionen
Bundesbürger, durch unfreiwilligen Harnverlust im sozialen Leben gestört und in
der Lebensqualität beeinträchtigt sind. Bei der hausärztlichen Inkontinenz-Therapie
ist das ärztliche Beratungsgespräch von fundamentaler Bedeutung", erklärt
Niederstadt.



Dabei könnten bereits unkomplizierte Inkontinenzformen von
potenziell gefährlichen, mit Schmerzen oder Fieber einhergehenden Verläufen abgegrenzt
werden. Auf die entwickelten differenzialdiagnostischen Möglichkeiten derUrologie
weist der Bonner Urologe Ayk-Peter Richter hin. Besonders für die häufig
vorkommende Prostatavergrößerung des Mannes stünden inzwischen spezifische
Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.



WANC 09.06.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/09_06_inkontinenz.php
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