Schmerzmittel: Von den Gefahren ungehemmten Verbrauchs

Es gibt Medikamente, die kann man ohne
ärztliche Verschreibung in der Apotheke kaufen. Obwohl in diesen
sogenannten freiverkäuflichen Medikamenten die Menge des
Wirkstoffes begrenzt ist, bleiben sie Arzneimittel – mit ihren
Wirkungen und Nebenwirkungen. Jetzt haben Wissenschaftler
herausgefunden, dass ein Zuviel des Schmerzmittels Paracetamol
schwere Leberschäden bewirken kann.


Die Überdosierung des rezeptfreien
Medikamentes Paracetamol ist oft die Ursache für ein akutes
Versagen der Leber - Tendenz steigend. Das ist nur eines von mehreren
überraschenden Ergebnissen der "Acute Liver Failure Study
Group", die Aufkommen und Ursache des akuten Leberversagens in
Deutschland erforscht. Bisher galt die Hepatitis als häufigste
Ursache für das akute Versagen der Leber.



"Die Fälle von akutem
Leberversagen verursacht durch Medikamente nehmen im Klinikalltag zu.
Besonders oft ist das gängige Medikament Paracetamol, aber auch
Marcumar dafür der Auslöser", kritisiert PD Dr. Ali
Canbay, Leiter der Forschergruppe am Zentrum für Viszeralmedizin
am Universitätsklinikum Essen.



Die kritiklose Einnahme von
Medikamenten wie Paracetamol hält Canbay deshalb für sehr
gefährlich: "Paracetamol sollte rezeptpflichtig werden. Vor
Einnahme dieses Medikamentes sollte die Leber im Ultraschall von
einem Mediziner begutachtet werden", fordert der
Wissenschaftler. Denn die Studie zeigt, dass gerade Übergewichtige
mit einer sogenannten Fettleber überdurchschnittlich oft unter
den Betroffenen sind.



Durch den erhöhten Fettanteil in
der Leber ist das Organ nicht in der Lage, eine Überdosierung
von toxischen Medikamenten, wie Paracetamol, abzubauen. Die Folge:
Leberzellen sterben, die Leber fällt zusammen. Die Betroffenen
sind bewusstseinsgetrübt, fallen ins Koma, entwickeln einen
Ikterus (gelbliche Hautverfärbung) und haben Spontanblutungen.
Besonders oft betroffen sind übergewichtige Frauen.



Den Essener Forschern ist es gelungen,
zumindest eine bessere Charakterisierung des Krankheitsverlaufs zu
ermöglichen. So haben sie herausgefunden, dass eine erweiterte
medizinische Anamnese und der Body-Maß-Index (BMI) helfen, das
Risiko besser abschätzen. Weitere wichtige Faktoren seien die
Entwicklung neuer Laborparameter, durch die sich der Grad der
Gewebsnekrose und der Apoptose (Zelltod) bestimmen lassen.



Leberversagen bedeutet einen
dramatischen Krankheitsverlauf, der, wenn nicht transplantiert werden
kann, in 80 Prozent der Fälle mit dem Tod endet. Immerhin
zeichnen sich bei der Behandlung Fortschritte ab. So wird derzeit der
Einsatz körperfremder (allogenen) adulter Hepatocyten in der
Therapie erforscht.



WANC 09.04.08





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/09_04_paracetamol_leber.php
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