Magenbazillus H. pylori: Nur noch 7 Prozent infiziert

Ein kleiner Magenbazillus, Helicobacter pylori, ist die wichtigste Ursache von Magenerkrankungen. Zum Glück sind aber immer weniger Jugendliche damit infiziert.

In Deutschland sind immer weniger Menschen mit dem Bakterium Helicobacter pylori, kurz: H. pylori, infiziert, der die Ursache von Magengeschwüren und Magenkrebs ist. Derzeit ist der Magen noch bei etwa sieben Prozent der deutschen Jugendlichen mit dem Bakterium besiedelt, das als einziges in dem ph-sauren Milieu des Magens überleben kann. Unter den Jugendlichen ausländischer Herkunft sind noch 28 Prozent infiziert. Der Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass das Bakterium in den Herkunftsländern der Eltern oder Großeltern stark verbreitet ist.

Übertragen wird der Erreger häufig in der Familie. Insgesamt gehe die Häufigkeit in allen Industrieländern zurück, schreibt Prof. Peter Malfertheiner von der Universität Magdeburg in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (Georg Thieme Verlag). Der Experte erwartet in Zukunft bis zu einem Viertel weniger Infektionen.


H. pylori kann mithilfe von Antibiotika (in Kombination mit einem säure-senkenden Medikament) behandelt werden. Die Therapie ist laut Malfertheiner immer zu empfehlen, wenn es infolge einer Ansteckung bereits zu einem Geschwür in Magen oder Zwölffingerdarm gekommen ist. Auch bei unkomplizierten Magenbeschwerden (Fachwort: "funktionelle Dyspepsie") sei die Behandlung wirksam und sicher, meint der Experte.

Da die Beschwerden nach einer erfolgreichen H. pyori-"Vernichtung" (Fachwort: Eradikationstherapie) häufig auf Dauer verschwinden, sei die Therapie kostengünstiger als eine langfristige Behandlung mit Medikamenten gegen die Säureproduktion im Magen, die eventuell lebenslang durchgeführt werden müsse.

Allerdings sollte vorher nachgewiesen sein, dass die Beschwerden durch den Erreger hervorgerufen werden. In Deutschland wird hierzu in der Regel eine Magenspiegelung mit Entnahme einer Gewebeprobe zum Erregernachweis vorgenommen. Weniger eingreifend kann eine Infektion auch mittels Stuhltest oder Atemtest nachgewiesen werden. In Deutschland werde dieser Test jedoch meistens nur zur Kontrolle nach einer Eradikationstherapie eingesetzt.


Der Experte weist Vorwürfe zurück, nach denen die häufige Behandlung von H. pylori-Infektionen für einen Anstieg von krankhaftem Sodbrennen (Fachwort: gastro-ösophageale Refluxkrankheit, GERD") verantwortlich ist. Die Zahl der GERD-Kranken hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen, während immer weniger Menschen mit H. pylori infiziert sind. Einen Zusammenhang mag Malfertheiner nicht erkennen: Nur jeder vierte Patient mit GERD sei mit H. pylori infiziert. Möglich sei, dass die Magenbeschwerden das Sodbrennen bei einigen Patienten überlagern und deshalb erst nach der erfolgreichen Eradikationstherapie bemerkt würden.


Laut Malfertheiner ist es gesichert, dass der Magenbazillus für die jährlich etwa 19.000 Magenkrebserkrankungen in Deutschland verantwortlich ist. Der Magenkrebs sei allerdings so selten, dass eine vorbeugende Eradikationstherapie nur bei Verwandten ersten Grades von Magenkrebspatienten in Frage komme - selbstverständlich nur, wenn sie mit H. pylori infiziert sind.

WANC 08.09.04





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/08_09_hyplori.php
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