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Darmentzündung: Neuer Marker kann bei der Diagnose von Mastozytose helfen
> Mastozytose: Ein neuer Test kommt Gründen für Durchfall und Darmkrämpfe auf die Spur

Manche Betroffene
haben die Symptome einer massiven Darmentzündung, ohne dass sich
in Laboruntersuchungen und in bildgebenden Verfahren etwas
Verdächtiges finden lässt. Dahinter können genetische
Veränderungen bestimmter Immunzellen stecken. Ein neuer Bluttest
dieser so genannten Mastzellen soll es ermöglichen, die
Erkrankung – medizinisch Mastozytose
tituliert -
zuverlässig zu erkennen und die Patienten zielgerichtet zu
behandeln.


Mastzellen zählen zu den
wichtigsten Stützen unseres Immunsystems. Sie speichern eine
Vielzahl von Botenstoffen, mit denen sie bei Kontakt mit Viren,
Bakterien und Parasiten, aber auch Allergenen eine Immunreaktion
einleiten und verstärken können. Mastzellen finden sich
verteilt in allen Geweben und Organen. Sobald sich im Körper ein
Entzündungsherd bildet, rufen bestimmte weiße
Blutkörperchen sie zu Hilfe. Die Mastzellen wandern in den
betroffenen Gewebebereich und koordinieren die Körperabwehr.



Änderungen (Mutationen)
im Erbmaterial von Mastzellen können aber dazu führen, dass
die betroffenen Zellen zu ihrer Aktivierung keine weißen
Blutkörperchen mehr benötigen, sondern sich gegenseitig
"anschalten". Mediziner sprechen von einer systemischen
Mastozytose. Die Folge: Im Darm können diese fehlerhaften Zellen
mit ihren chemischen Waffen Bauchschmerzen, Darmkrämpfe oder
Verdauungsstörungen verursachen.



Das Bonner Forscherteam um
die Molekularpharmakologen Prof. Dr. Gerhard J. Molderings und Prof.
Dr. Ivar von Kügelgen hat einen Bluttest entwickelt, mit dem
sich solche mutierten Mastzellen nachweisen lassen. Die bisherigen
Verfahren waren nicht empfindlich genug, um die genetischen
Veränderungen in entarteten Mastzellen im Blut aufzuspüren.
Die Mutationen können zukünftig im Labor als "Marker"
für diese Mastzellerkrankung verwendet werden.



"Auf der Grundlage
unserer Befunde wird man zukünftig auch abschätzen können,
welche der Patienten mit systemischen Mastozytosen ein erhöhtes
Risiko aufweisen, an einer bösartigen Zweiterkrankung wie einer
chronisch lymphatischen Leukämie oder an bestimmten
Nierenzellkarzinomen zu erkranken", erklärt Molderings.
"Wir überprüfen zurzeit diesen Zusammenhang bei
Patienten aus unserem Studienkollektiv, die an solchen bösartigen
Zusatzerkrankungen erkrankt sind." Wenn die These zutrifft,
eröffnet das einzigartige Verfahren nicht nur die Möglichkeit,
Mastozytose-Patienten adäquat zu behandeln, betont Molderings:
"Wir könnten damit auch Risikopatienten für eine
etwaige Entwicklung bösartiger Zweiterkrankungen rechtzeitig
erkennen und entsprechend beraten."



Es
gibt Hinweise darauf, dass die Art der Mutation mit darüber
entscheidet, wo sich die mutierten Mastzellen ansiedeln, in welchen
Organen sie also vorrangig Beschwerden hervorrufen. So werden
Mastzellen auch mit der Entwicklung des Reizdarmsyndroms in
Verbindung gebracht. Momentan untersuchen die Bonner Wissenschaftler
zusammen mit anderen Ärzten, ob unter Patienten mit
Reizdarmsyndrom solche Mastzellmutationen besonders häufig sind.
Langfristiges Ziel der interdisziplinären Forschergruppe ist es,
neue, genetisch maßgeschneiderte therapeutische Optionen für
die Erkrankung zu entwickeln. "Heute führt eine systemische
Mastozytose nicht selten in die Invalidität", sagt
Molderings. "Unser Anliegen ist es, den derzeit eher
unbefriedigenden Therapieerfolg wesentlich zu verbessern."



WANC
02.05.07

> Die Arbeitsweise des Immunsystems: Antikörper bleiben wachsam

 
 
 
 
 
 
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