> Glioblastom: Impfstoff in der Erprobung

Das Glioblastom ist der häufigste und bösartigste Hirntumor bei Erwachsenen. Bisher ist eine Heilung nicht möglich. Bisher. Krebsforscher haben jetzt zehn Eiweiße auf der Oberfläche des Tumors identifiziert. Diese Eiweiße eröffnen einen Angriffspunkt für eine Behandlung. Bereits getestet wird ein Impfstoff, der das körpereigene Abwehrsystem stärkt.

Der Krebsimpfstoff nennt sich IMA950 und wird derzeit in zwei klinischen Studien der National Institutes of Health (NIH) in Bethesda (Maryland), USA, und der Cancer Research UK getestet. Eine weitere Studie am Universitätsklinikum Heidelberg ist in Planung. Die Impfung soll die körpereigene Abwehrreaktion gegen Tumor verstärken. Zwar bekämpft das körpereigene Abwehrsystem den Tumor, allerdings reicht dessen Kraft nicht aus: Die Krebszellen vermehren sich schneller, als die Immunzellen sie vernichten können – der Tumor wächst. Zum Einsatz kommt diee Impfung nach der Operation, wenn die verbliebenen Krebszellen für das Immunsystem gut zugänglich sind.

So funktioniert die Impfung: Charakteristische Oberflächenstrukturen der Tumorzellen, z.B. Eiweiße oder Teile davon, werden gemeinsam mit Substanzen, die das Immunsystem anregen, in die Haut injiziert. „Wir lösen quasi eine Entzündung aus: Die Immunzellen werden angelockt und auf die Tumoreiweiße geprägt“, erklärt Professor Dr. Christel Herold-Mende, Leiterin der Neurochirurgischen Forschung an der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. In Folge entstehen deutlich mehr Lymphozyten, die auf die Bekämpfung des Tumors spezialisiert sind, als ohne die zusätzliche Aktivierung. Entdecken sie im Körper Zellen mit den Eiweißen aus dem Impfstoff, zerstören sie diese. „Nicht jede Zelle trägt jeden Marker an der Oberfläche, und das Profil kann sich auch von Patient zu Patient leicht unterscheiden“, erklärt Herold-Mende. „Indem wir mehrere Eiweiße für den Impfstoff auswählen, stellen wir sicher, dass das Immunsystem keine Zellen übersieht.“

Das Glioblastom ist der häufigste und bösartigste Hirntumor bei Erwachsenen. Jährlich erkranken in Deutschland ca. 3.500 Menschen. Die Behandlung besteht aus Operation mit anschließender Bestrahlung und Chemotherapie. Eine Heilung ist derzeit allerdings nicht möglich: Aus wenigen verbliebenen Krebszellen entwickelt sich in der Regel innerhalb weniger Monate erneut ein Tumor (Rezidiv). Weniger als fünf Prozent der Patienten überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnosestellung.

wanc 20.06.2012, Quelle: Brain (2012) doi:10.1093/brain/aws042
 
 
 
 
 
 
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