Leberkrebs: Hepatitis-Viren fördern die Entstehung

Jährlich erkranken in Deutschland
etwa 5300 Menschen neu an einem bösartigen Tumor der Leber.
Damit ist diese Krebsart relativ selten. Die Häufigkeit steigt
jedoch an. Die Heilungschancen sind meist schlecht, da der Tumor oft
zu spät erkannt wird. Einer der Risikofaktoren für die
Entstehung von Leberkrebs ist eine Infektion mit Hepatitis-B- oder
C-Viren. Der Krankheitsverlauf ist immer dann besonders schwer, wenn
die Leberzellen mit beiden Virustypen befallen sind. Durch die
Doppel-Infektion reichert sich das Hepatitis-B-Virus ungewöhnlich
stark in der Zelle an und fördert so die Krebsentstehung.


Leberkrebs ist ein bösartiger
Tumor, der schnell fortschreitet. Die besten Heilungsaussichten
bestehen, wenn das Karzinom früh erkannt wird, so dass es noch
auf die Leber begrenzt ist und operativ entfernt werden kann. Der
Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Leberzellkarzinoms
ist eine chronische Entzündung der Leber (Hepatitis). Diese wird
vor allem durch Alkoholmissbrauch oder Hepatitis-Viren ausgelöst.
Die Folge: Die Leberzellen verändern sich und werden zerstört
- es droht eine Leberzirrhose. Dadurch steigt das Risiko für
Leberkrebs deutlich an.



Zurzeit sind fünf Hepatitis-Viren
bekannt, die Entzündungen der Leber auslösen. Sie werden
mit den Buchstaben A bis E bezeichnet und meist über das Blut
oder beim Geschlechtsverkehr übertragen. Für die Entstehung
von Leberkrebs sind vor allem die Hepatitis-B- (HBV) und
Hepatitis-C-Viren (HCV) verantwortlich. Hepatitis-Viren bestehen aus
Erbmaterial und einer Eiweißhülle. Da sie keinen eigenen
Stoffwechsel haben, sind sie auf eine Wirtszelle angewiesen. Bei
einer Infektion gelangt das Virus in menschliche Körperzellen,
wo es in seine Einzelbestandteile zerfällt. Auf diese Weise
nutzt das Virus den Stoffwechsel der Wirtszelle zu seinem eigenen
Vorteil: Es zwingt diese, neue Viren zu produzieren, die schließlich
aus der Wirtszelle entlassen werden und weitere Körperzellen
befallen.



"Bei einer Doppel-Infektion mit
Hepatitis-B- und C-Viren ist dieser virale Mechanismus gestört",
erklärt Privatdozent Dr. Thomas Bock, Projektleiter am
Universitätsklinikum Tübingen. "Das Hepatitis-C-Virus
greift in den Prozess der Vervielfältigung des anderen
Virus-Typs ein und verhindert, dass das Hepatitis-B-Virus die Zelle
verlassen kann. Dadurch reichert es sich ungewöhnlich stark in
der Zelle an und aktiviert Signalwege, die wiederum die
Krebsentstehung fördern."



In den meisten Fällen sind
Betroffene nur mit einem Typ der Hepatitis-Viren infiziert. Etwa
20 Prozent der infizierten Menschen haben sich jedoch mit beiden
Viren-Typen angesteckt - mit schwerwiegenden Folgen: "Während
Betroffene mit einer einzelnen Infektion 20 bis 30 Jahre
ohne Ausbruch der Krankheit (Leberzirrhose oder Krebs) leben können,
zeigen Studien, dass bei doppelt infizierten Patienten häufiger
Leberkrebs entsteht. Gleichzeitig sinken die Heilungschancen
dramatisch, da es bei dieser Ko-Infektion bis jetzt keine geeignete
Therapieoption gibt", so Bock.



Der Mechanismus, der dazu führt,
dass die Gefahr für Leberkrebs bei einer Doppel-Infektion
steigt, war bislang unverstanden. "Auf Grundlage der neuen
Erkenntnisse kann die HBV/HCV-Ko-Infektion jetzt mit neuen
hochsensitiven Diagnostikverfahren früh nachgewiesen werden",
erklärt der Projektleiter. "Mit neuen Therapiekonzepten ist
jedoch erst in ein paar Jahren zu rechnen."



Info: Leberkrebs In Deutschland erkranken jedes Jahr
etwa 5300 Menschen neu an Leberzellkrebs (hepatozelluläres
Karzinom). Männer sind doppelt so oft betroffen wie Frauen. In
den letzten 20 Jahren hat Leberkrebs vor allem bei Männern
stark zugenommen. Aber auch bei Frauen ist die Tendenz steigend. Die
Ursache könnte die Zunahme an Hepatitis-Infektionen seit den
1970er Jahren sein. Die Behandlungsmöglichkeiten von
Leberkrebs sind eingeschränkt, da der Krebs oft erst spät
erkannt wird. In den meisten Fällen ist die Operation die
einzige Therapieoption. Um die Beschwerden zu lindern und die
Lebensqualität zu verbessern, werden weitere Therapieverfahren
eingesetzt.



Der blaue Ratgeber "Krebs der
Leber und Gallenwege" der Deutschen Krebshilfe beschreibt die
Diagnose-, Therapie- und Nachsorge-Möglichkeiten. Er kann
kostenlos bestellt werden bei: Deutsche Krebshilfe, Postfach 1467,
53004 Bonn, und ist auch im Internet abrufbar.



WANC 31.10.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/31_10_leberkrebs.php
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