> Krebszellen in Haft nehmen
Ein internationales Forscherteam hat
eine Methode entwickelt, mit der Krebsstammzellen möglicherweise daran
gehindert werden können, sich zu vermehren und zu auszubreiten. Dazu
bedienen sich die Forscher eines Tricks: Sie setzen kleinste Proteine –
sogenannte Nanomaterialien - ein, die die Krebsstammzellen quasi in
eine Falle locken, dort in Gewahrsam nehmen und unschädlich machen.
Bei den untersuchten Zellen handelte es sich um Stammzellen aus
Prostatatumoren. Diese Zellen werden für das Fortschreiten der
Krebserkrankung und die Metastasierung (Ausbreitung) verantwortlich
gemacht und bilden daher einen wesentlichen Angriffspunkt, um die
Erkrankung zu kontrollieren und einzudämmen. Die von den Wissenschaftlern um Dr. Rutledge Ellis-Behnke, Medizinische
Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, entwickelten
Nanomaterialien sind kleinste Proteine, die sich selbst zu geordneten
Strukturen organisieren (sogenannte self-assembling nanomaterials made
of peptides, SAP). Diese „Fallen“ im Kleinstformat umschließen die
Stammzellen und hindern sie daran, sich weiter zu differenzieren und
fortzubewegen, so die Ergebnisse von Studien. Die Zellen teilten sich
nicht mehr und bildeten keine Zellkolonien. Die selbstorganisierenden Nanomaterialien sind möglicherweise geeignet,
das Fortschreiten einer Krebserkrankung und die Metastasierung zu
unterbinden. Und sie können darüber hinaus die Stammzellen, die sich
sonst der lokalen Behandlung durch Migration (Ortswechsel) entziehen,
fixieren und sie damit der weiteren Therapie zugängig machen. „Ziel der Krebstherapie ist es, Krebszellen daran zu hindern, sich zu
teilen und zu migrieren“, so Ellis-Behnke. „Wir konnten nachweisen,
dass SAPs die Selbsterneuerung der Stammzellen über einen längeren
Zeitraum unterbinden können, ohne aber deren Lebensfähigkeit oder deren
spezielle Eigenschaften dauerhaft zu beeinflussen.“ Die Ergebnisse bieten einen Ansatz, aus dem sich möglicherweise neue
Strategien zur Behandlung von bislang unheilbaren Krebserkrankungen
entwickeln lassen. Denkbar wäre beispielsweise, die SAPs an
chemotherapeutische Agenzien zu koppeln und direkt in den Tumor zu
injizieren, und auf diese Weise zu verhindern, dass sich die
Stammzellen der Behandlung entziehen. Bislang wurden die Erkenntnisse
nur an Zellkulturen gewonnen. 29.03.2011/ Quelle: Cell Transplantation, Volume 20, Number 1, 2011 , pp. 127-131(5)
 
 
 
 
 
 
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