Foto: Udo Kröner/Lufthansa
Schichtarbeit - wie sie z.B. bei Piloten an der Tagesordnung ist - stört den Biorhythmus und erhöht in der Folge das Krebsrisiko (Foto: Udo Kröner/Lufthansa)
> Schichtarbeit scheint Krebsrisiko zu erhöhen
Schichtarbeit steht in dem Verdacht,
das Risiko für eine Krebserkrankung zu erhöhen. Geklärt ist die Frage
zwar nicht vollständig. Aber es gibt mittlerweile viele Hinweise auf
den Zusammenhang zwischen einem gestörten Biorhythmus sowie der
Aufhebung des natürlichen Tag- und Nachtwechsels und der Entstehung von Krebs. So erhielten 2008 38
dänische Frauen mit Brustkrebs, die in Nachtschicht arbeiteten, die
Anerkennung für die berufliche Ursache ihres Leidens - und in Folge
auch Entschädigungszahlungen.
Dass Schichtarbeit Krebs fördern kann, hat die International Agency for
Research on Cancer (IARC - Internationale Agentur für Krebsforschung)
im Oktober 2007 anerkannt. Sie stufte Schichtarbeit bei der der normale
Tag-Nacht-Rhythmus unterbrochen wird, als wahrscheinliches
Humankarzinogen ein. Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet wurde die
Einstufung als „wahrscheinlich krebserregend“vorgenommen, da die Belege
beim Menschen zwar „begrenzt“, aber in Tierexperimenten bereits
ausreichend schienen. Das Blatt beschreibt, dass kurzfristige Störungen von zirkadianen
Rhythmen Ursache für Gesundheitsbeeinträchtigungen wie Müdigkeit,
Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Appetitlosigkeit und eine
allgemein verminderte Leistungsfähigkeit sein können. Bekannt sei
dieses Phänomen als „Jet-“ und „Shift-Lag-Beschwerden“. Dabei führe der
Einfluß von Licht und Dunkelheit zu ungewohnten Zeiten bei Betroffenen
dazu, dass Schlaf-Wach-Rhythmen aus dem Takt kommen und dass
Veränderungen der Aktivitäts- und Essenszeiten zu Veränderungen der
Hormonproduktion und Körpertemperatur führten. Dass der außergewöhnlich Wechsel von Tag und Nacht, von Helligkeit und
Dunkelheit langfristig zu Krebsentwicklungen beitragen soll, ist
dagegen eine vergleichsweise neue Vorstellung
(Chronodisruptions-Krebs-Theorie), sagt das Deutsche Ärzteblatt. Fest
steht aber, dass ein ständig unterbrochener Bio-Rhythmus bei Ratten
Krebs auslösen kann. Die Internationale Agentur für Krebsforschung
erkennt daraus einen klaren Zusammenhang bei Tieren. "Erscheint es hier
auch plausibel, kann man die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf den
Menschen übertragen," betont Peter Morfeld, Leiter des Instituts für
Epidemiologie und Risikobewertung in der Arbeitswelt der Evonik
Industries. Doch dafür sprechen Erfahrungen bei bestimmten Berufen wie Piloten,
Stewardessen und Krankenschwestern. "In diesen Gruppen war bei Frauen
Brustkrebs, bei Männern der Prostatakrebs häufiger. Ins Bild passt,
dass beide Erkrankungen auf Hormonstörungen zurückgehen. Dennoch ist
der Zusammenhang noch nicht hinreichend bewiesen", so Morfeld. Zu
unterschiedlich seien die Ergebnisse, zudem gelte es Störvariablen zu
berücksichtigen wie etwa die geringere Kinderzahl von Stewardessen, die
somit schlechter vor Brustkrebs geschützt sind. "Die relative Erhöhung des Risikos, die nach bisherigen Schätzungen
rund 50 Prozent betragen dürfte, ist kaum das Problem", betont der
Experte. Rauchen erhöhe das Risiko für Lungenkrebs ungleich stärker,
und zwar um 1000 bis 2000 Prozent. Auf Ebene der Gesellschaft wären die
Auswirkungen jedoch enorm. "Brust- und Prostatakrebs zählen zu den
häufigsten Krebsarten. Schon eine geringe Erhöhung des Risikos bei
einer großen Gruppe würde enorme Kosten nach sich ziehen." Auch noch ohne Klärung der Risikofrage drängen die Forscher darauf,
Schichtdienstpläne an neue arbeitsmedizinische und chronobiologische
Erkenntnisse anzupassen. "Die Schichteinteilung ist meist
Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dabei stehen
jedoch finanzielle Aspekte im Vordergrund, während man die Gesundheit
kaum berücksichtigt." Erwiesen sei bisher, dass rückwärts rotierende
Systeme und Dauer-Nachtschichten dem Körper schlecht bekommen. "Es gibt
durchaus Schichtmodelle, die weniger belasten als andere", so Morfeld. 28.09.10, Quelle: Deutsches Ärzteblatt, pte
 
 
 
 
 
 
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