Foto: Kristian Pfaller
Eine Brustkrebszelle (gelb) unter dem Elektronenmikroskop. Wissenschaftler vom Biozentrum der Universität Würzburg beschreiben einen Rückkoppelungsmechanismus, der die Aktivität des Krebsgens Myc reguliert. (Foto: Kristian Pfaller)
> Aktivität von Krebszellen hemmen
Krebs kann entstehen, wenn Gene außer
Kontrolle geraten. Das bedeutet, dass das Gleichgewicht zwischen der
Teilung, dem Wachstum und dem Tod von Zellen gestört ist. Nun haben
Wissenschaftler einen Rückkopplungsmechanismus gefunden, der ein
mögliches Ungleichgewicht austariert. Damit könnte es gelingen, außer
Kontrolle geratene Zellen, die sich ungehemmt vermehren, wieder in den
Griff zu bekommen.
Der Balanceakt im Körper, der das Zellwachstum reguliert, macht die
Behandlung von Krebserkrankungen so schwierig: Die Therapie darf nicht
radikal sein, sondern muss maßvoll ausfallen. Es ist, als wolle man
einen Hausbrand nicht löschen, sondern lediglich eindämmen – so dass es
nur im Kamin brennt und sonst nirgends. Möglicherweise ist Theresia Kress vom Biozentrum der Universität
Würzburg in dieser Hinsicht eine wichtige Entdeckung gelungen: Sie hat
zusammen mit einem Wissenschaftlerteam einen Rückkopplungsmechanismus
gefunden, der die Aktivität des wachstumsfördernden „Krebsgens“ Myc auf
das richtige Maß einpegelt. Der Mechanismus spielt möglicherweise bei
der Entstehung von Darmkrebs eine wichtige Rolle. Das Myc-Gen erzeugt den so genannten Transkriptionsfaktor Myc. Der
reguliert eine Vielzahl anderer Gene und treibt auf diese Weise das
Wachstum und die Vermehrung von Zellen voran. Gerät das Myc-Gen außer
Kontrolle, lässt es Zellen ungebremst wachsen – darum wird es auch als
„Krebsgen“ bezeichnet. Wie aber merkt eine Zelle, dass genügend Myc vorhanden ist? Die
Forscher fanden heraus, dass die Proteinkinase MK5 (die Proteinkinase
kontrolliert die Aktivität von Zellen, ist sie gestört, kann das
Ursache zahlreicher Erkrankungen sein) die Aktivität von Myc hemmt,
also das Zellwachstum bremst. Zudem klärten sie, wie die Myc-Hemmung im
Detail funktioniert und welche anderen Gene und Moleküle daran
beteiligt sind. Vor allem aber konnten sie zeigen, dass die Proteinkinase wiederum von
Myc aktiviert wird. So schließt sich der Rückkopplungs-Kreis: Je mehr
wachstumsförderndes Myc in der Zelle vorhanden ist, umso mehr Hemmstoff
wird produziert – auf diese Weise bremst Myc sich selbst, das
Zellwachstum bleibt in Balance. Bei einer weiteren Untersuchung stellte sich heraus: In Darmkrebszellen
ist genau dieser Rückkopplungsmechanismus außer Kraft gesetzt. Das
könnte eine der Ursachen für die Krebsentstehung sein und damit
möglicherweise ein Ansatzpunkt für die Entwicklung einer Therapie. 25.02.2011/ Quelle: „The MK5/PRAK Kinase and Myc Form a Negative
Feedback Loop that Is Disrupted during Colorectal Tumorigenesis”,
Theresia R. Kress, Ian G. Cannell, Arjan B. Brenkman, Birgit Samans,
Matthias Gaestel, Paul Roepman, Boudewijn M. Burgering, Martin Bushell,
Andreas Rosenwald and Martin Eilers. Molecular Cell, Volume 41, Issue
4, Seiten 445-457, 18. Februar 2011, DOI 10.1016/j.molcel.2011.01.023
 
 
 
 
 
 
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