Schützen Infektionen gegen Krebs?

Es hört sich fast unglaublich an. Wer
öfter Infekte bekommt, scheint gegen Kebserkrankungen besser geschützt
zu sein. Wie das? Fieber scheint das Immunsystem so zu stärken, dass es
sich auch besser gegen Krebs wehren kann.



Spontanheilungen bei Krebs. Dr. Uwe Hobohm, Professor für Bioinformatik
an der FH Gießen-Friedberg, hat dazu viele Fallbeschreibungen aus
Fachzeitschriften ausgewertet. Ihm fiel auf, dass diese
Spontanremissionen oft in engem zeitlichen Zusammenhang mit einem
heftigen fiebrigen Infekt stehen.




Wenn dieser Zusammenhang tatsächlich besteht, so seine Folgerung,
sollte er auch Krebsvorläuferzellen betreffen, sich also vorbeugend
bemerkbar machen. Tatsächlich fand Hobohm dann die Bestätigung in
etlichen verstreuten Studien: eine persönliche Krankengeschichte mit
vielen Infekten senkt das Krebsrisiko.




Diese "reinigende Wirkung" kann sich auch entfalten, nachdem Krebs
entstanden ist: ein Infekt nach einer Krebsoperation kann den Erfolg
der Operation deutlich verbessern. Daraus ergeben sich weitreichende
Konsequenzen. Es stellt sich z.B. die Frage, ob man jede
Kinderkrankheit wegimpfen und jeden grippalen Infekt mit Antibiotika
und fiebersenkenden Mitteln behandeln sollte.




Inzwischen hat man auch eine plausible biochemische Erklärung gefunden:
durch bakterielle Produkte, so genannte PAMP (Pathogen Associated
Molecular Pattern), findet eine Stimulation des angeborenen
Immunsystems statt. Das angeborene Immunsystem war bislang ein
Stiefkind in der Krebsimmunologie. Man konzentriert sich bis heute -
auch in der Impfstoffforschung - vor allem auf das adaptive
Immunsystem, das imstande ist, Antikörper und T-Zellen herzustellen.




Jedem Impfstoff sind so genannte Adjuvantien beigefügt, von denen man
lange Zeit lediglich wusste, dass sie die Immunantwort um ein
Vielfaches verstärken. Erst kürzlich hat man erkannt, dass Adjuvantien
in Impfstoffen auf dieselben Proteine im menschlichen Körper wirken wie
PAMP-Substanzen: auf die so genannten Toll-Rezeptoren. Das sind
wichtige Bestandteile des angeborenen Immunsystems, die zu einer viel
stärkeren Immunantwort gegen Krebszellen führen.




Fieber verstärkt diese Wirkung wahrscheinlich auf vielfältige Weise.
Man weiß beispielsweise, dass Krebszellen oft hitzeempfindlicher sind
als normale Körperzellen.




WANC 23.01.08





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/23_01_infekt_krebs.php
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