Neue Hoffnung: Krebs zielgerichtet bekämpfen

Neue Medikamente, die
die Krebszellen direkt angreifen und so das Tumorwachstum im Kern
hemmen, sind eine zukunftsträchtige Hoffnung für die
Krebstherapie. Diese zielgerichtete Behandlung lässt gesundes
Gewebe unbehelligt.


Medikamente, die
überaktive Kinasen hemmen, gehören zu den Hoffnungsträgern
der modernen Krebsmedizin. Im Rahmen einer klinischen Studie (Phase
1) wird jetzt an zwei Zentren in Deutschland ein Wirkstoff geprüft,
der die so genannte Aurora Kinase (AK) hemmt. "Im Gegensatz zu
einem Zytostatikum, das alle Zellen im Körper angreift, die
gesunden ebenso wie die Krebszellen, verfolgt das neue Medikament
eine sehr zielgerichtete Strategie. Es greift direkt in die
Kommunikation ein, welche die Zellteilung steuert und versucht so zu
verhindern, dass das Tumorgewebe weiter wächst", erklärt
der Studienkoordinator Dr. Klaus Mross, Geschäftsführender
Oberarzt an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg. Die
Kinase-Hemmstoffe gehören zu einer neuen Generation von
Medikamenten, die als "Targeted therapy" (zielgerichtete
Therapie) bezeichnet wird.



Da der Einsatz von
Zytostatika (Chemotherapie) bei Patienten mit einer fortgeschrittenen
Tumorerkrankung oft nur begrenzt erfolgreich ist, konzentrieren sich
die Wissenschaftler inzwischen verstärkt auf neue
Therapiekonzepte. Die so genannten Kinase Hemmstoffe sind deshalb so
vielversprechend, weil sie bereits bei der Zellteilung ansetzen. Das
heißt sie greifen ganz gezielt in die Signalwege ein, die die
Teilung der Krebszellen steuern und versuchen so, das Wachstum des
Tumors zu verhindern.



"In sämtlichen
präklinischen Prüfungen zeigte der neue Wirkstoff, dass er
in der Lage ist, die Zellteilung in genau definierten Phasen des
Zellzyklus zu blockieren", so Mross. Im Rahmen einer ersten
klinischen Prüfung wird die Studie an zwei Behandlungszentren
des europäischen Netzwerks CESAR (Central European Society of
Anticancer Drug Research) durchgeführt, die über große
Erfahrung in derartigen Studien verfügen (Klinik für
Tumorbiologie Freiburg, Tumorklinik des Universitätsklinikums
Essen). Teilnehmen können Patienten mit einer fortgeschrittenen
Tumorerkrankungen.



Stichwort: Kinase-Hemmstoffe



Derzeit
sind mehr als 500 Kinasen bekannt. Kinasen leiten Zellsignale weiter
und beeinflussen zahlreiche biologische Prozesse im Körper. Eine
Reihe von Kinasen steht im Verdacht, bei Krebs, Entzündungsprozessen
oder kardiovaskulären Erkrankungen eine zentrale Rolle zu
spielen. Die Kinasen bilden ein komplexes Netzwerk, das bei diesen
Erkrankungen gestört ist. Durch Medikamente, die einzelne
Kinasen hemmen, kann inzwischen das Tumorwachstum therapeutisch
beeinflusst werden.



Der
Durchbruch für diese neue Generation von Medikamenten gelang mit
einem Wirkstoff, der 2001 gegen Chronisch Myeloische Leukämie
und 2002 gegen Gastrointestinale Stromatumore zugelassen wurde
(Proteinkinase Inhibitor: Imatinib). Inzwischen sind bereits zwei
weitere Kinaseinhibitoren für die Behandlung von
Krebserkrankungen (Nierenzellkrebs) zugelassen worden (Sunnitinib und
Sorafenib). Der neue Wirkstoff ist der erste Aurora-Kinase-Hemmstoff,
der bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in
Deutschland geprüft wird.



WANC 18.07.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/18_07_kinasehemmstoff.php
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