Wirksamere Immuntherapie gegen Krebs

Forscher haben ein Schlüsselmolekül
entdeckt, das für die charakteristische „chaotische“
Struktur der Blutgefäße in bösartigen Tumoren
verantwortlich ist. Wird dieses Molekül ausgeschaltet,
normalisieren sich die Gefäße, so dass Immunzellen besser
aus der Blutbahn in das Tumorgewebe vordringen können. Dies soll
die Wirkung von Immuntherapien erheblich steigern.


In der Krebsmedizin gelten
Immuntherapien als vielversprechend: Scharfgemachte Abwehrzellen
sollen in den Tumor eindringen und an Ort und Stelle mit den
Krebszellen kurzen Prozess machen. Was im Reagenzglas gut
funktioniert, scheitert beim klinischen Einsatz oft schon daran, dass
die Zellen nicht oder unzureichend aus der Blutbahn in das
Tumorgewebe vordringen können.



Schuld daran sind unter anderem die
„chaotischen" Blutgefäße des Tumors: Um sich mit
Nährstoffen zu versorgen, regt der Krebs die Bildung neuer
Gefäße an. Diese neu entstehenden Adern weichen jedoch in
ihrer Architektur von den üblichen Blutgefäßen ab,
sie sind ungeordnet und gelten als unausgereift. Dadurch ist
Immunzellen in vielen Tumoren der Durchtritt in das Krebsgewebe
erschwert. In der Tat belegen klinische Studien jedoch, dass
Patienten länger leben, wenn Immunzellen in den Tumor einwandern
können.



Wissenschaftler aus dem Deutschen
Krebsforschungszentrum (dkfz) und dem Universitätsklinikum
Heidelberg haben ein Schlüsselmolekül entdeckt, das für
den unausgereiften Zustand der Tumorblutgefäße
verantwortlich ist: Bei krebskranken Mäusen, deren Gen für
das Signalprotein Rgs5 ausgeschaltet wurde, beobachteten die Forscher
eine Normalisierung der Blutgefäße im Tumor.
Tumorspezifische aktivierte Immunzellen, die diesen Tieren übertragen
werden, besiedeln in großer Zahl das Krebsgewebe. In Mäusen
mit normaler Rgs5-Ausbildung dagegen kommt es zu keiner nennenswerten
Einwanderung von Immunzellen in den Tumor.



Der Erfolg der Immuntherapie ließ
sich eindeutig an den Überlebensraten feststellen: Während
die Rgs5-negativen Tiere teilweise 48 Wochen nach Start der
Untersuchung immer noch lebten, waren alle Tiere mit normaler
Rgs5-Bildung spätestens nach 35 Wochen an ihrer
Krebserkrankung gestorben. Auch eine Impfung mit tumorspezifischen
Eiweißen verlängerte das Leben der Rgs5-negativen Mäuse,
zeigte aber keine Wirkung bei den Kontrolltieren.



„Wir waren überrascht, dass ein
Gen, das offensichtlich auf die Gefäßstruktur wirkt, einen
so starken Einfluss auf den Erfolg von Immuntherapien hat. Rgs5 ist
damit eine völlig neue, vielversprechende Zielstruktur für
die klinische Tumortherapie", erklärt Prof. Günter
Hämmerling aus dem dkfz, einer der leitenden Wissenschaftler der
Studie. "Aber wir müssen gar nicht unbedingt Rgs5
ausschalten, um den Erfolg von Immuntherapien zu verbessern. Bereits
verfügbare Therapeutika, die die Blutgefäße im Tumor
normalisieren, sollten ebenfalls die Einwanderung von Abwehrzellen in
das Tumorgewebe steigern."



WANC 17.04.08 Quelle: Juliana Hamzah, Manfred Jugold,
Fabian Kiessling, Paul Rigby, Mitali Manzur, Hugo H. Marti, Tamer
Rabie, Sylvia Kaden, Hermann-Josef Gröne, Günter J.
Hämmerling, Bernd Arnold und Ruth Ganss: Vascular normalization
in Rgs5-deficient tumours promotes immune destruction. Nature 2008,
DOI: 10.1038/nature06868





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/17_04_tumorgefaesse.php
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