Kleinkind
Jüngere Geschwister: Erhöhen anscheinend die Gefahr für einen Gehirntumor bei den älteren Kindern (Foto: MEV)
> Verdacht: Kinderinfektionen verdoppeln Hirntumor-Risiko
Forscher vermuten, dass
Infektionen im Kindesalter in einem Zusammenhang stehen, einen
Gehirntumor zu bekommen. Dabei scheinen vor allem ältere
Geschwister betroffen zu sein. Der Beweis für diese Vermutung
ist aber noch nicht erbracht.


Jüngere Geschwister
gehen ihren älteren nicht nur beim Spielen auf die Nerven,
sondern sie sorgen offensichtlich auch dafür, dass ihre älteren
Geschwister ein größeres Risiko haben, an Gehirntumoren zu
erkranken. Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum in
Heidelberg haben nämlich entdeckt, dass Menschen mit vielen
Geschwistern, vor allem Erstgeborene, offenbar öfter an
Hirntumoren als Einzelkinder erkranken. Daraus ziehen die
Wissenschaftler den Schluss, dass eventuell Viren eine wichtige Rolle
bei der Entstehung von Gehirntumoren spielen.



Die Ursachen für die
Entstehung von Gehirntumoren sind nach wie vor unklar. Da sie nicht
häufig vorkommen, ist es schwierig genug, Fälle und
übereinstimmende Gegebenheiten zu finden. Das Team um Andrea
Altieri von der Abteilung für molekulargenetische Epidemiologie
hat daher das schwedische Familien-Krebsregister und mehr als 13.600
Fälle von Hirntumoren bei Kindern und Erwachsenen untersucht.



Auffällig schien den
Wissenschaftlern, dass Menschen mit vier oder mehr Geschwistern
doppelt so oft erkrankten wie Einzelkinder. Eine genauere Analyse
ergab, dass die Gefahr eines Gehirntumors sehr stark mit der Anzahl
jüngerer Geschwister zunahm. Besonders deutlich zeigte sich das
bei jenen Fällen, in denen Hirntumoren schon im Jugendalter
auftraten. In diesen Fällen erkrankten Erstgeborene mit
mindestens drei jüngeren Geschwistern zwei- bis viermal so oft
wie Einzelkinder. Kinder mit älteren Geschwistern dagegen hatten
kein höheres Erkrankungsrisiko als Einzelkinder.



Die Forscher schließen
aus den Ergebnissen, dass sich Geschwister offensichtlich durch
engeren Kontakt im täglichen Leben anstecken. Hier scheinen aber
Infektionen im späten Kindesalter durch jüngere Geschwister
die Entstehung von Hirntumoren deutlich zu begünstigen. Dagegen
könnten Ansteckungen im Babyalter durch ältere Geschwister
die Krebsgefahr eventuell sogar verringern. Eine andere Erklärung
könnte auch darin liegen, dass Erstgeborene andere Risiken haben
als etwa Dritt- oder sogar Viertgeborene, weil sie einem anderen
Hormon-Milieu oder anderen Faktoren während der Schwangerschaft
ausgesetzt sind.



"Der in der Studie
gemessene Einfluss jüngerer Geschwister auf das Hirntumor-Risiko
ist größer als der Einfluss anderer bislang bekannter
Faktoren, etwa Röntgenstrahlen", betonen die Forscher.
Deshalb sei es wichtig, nach möglichen Tumorerregern zu suchen.



"Dass bei einigen
Krebserkrankungen Viren eine Rollen spielen, ist vom Cervix-Karzinom
oder auch vom Leberkrebs bekannt", meint der Mediziner Reinhard
Kirnbauer von der Klinischen Abteilung für Immundermatologie und
infektiöse Hautkrankheiten der Universitätsklinik für
Dermatologie am AKH-Wien. Einen Beweis, dass Viren auch bei der
Entstehung von Hirntumoren eine Rolle spielen, gebe es noch nicht.
"Diese Forschungsergebnisse stellen höchstens eine Basis
für weitere Untersuchungen dar", meint der Wissenschaftler.



WANC 15.12.06/pte

 
 
 
 
 
 
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