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Chemotherapie: Risiko des Herzversagens
> Chemotherapie: Gene bestimmen Schwere der Nebenwirkungen
Im Kampf
gegen den Krebs sind Anthrazykline ein effektives Mittel. Allerdings
verursachen diese Chemotherapeutika zum Teil erhebliche Nebenwirkungen:
Bei einigen Patienten führen die Medikamente zu Herzschwäche
(Herzinsuffizienz). Wissenschaftler des Nationalen
Genomforschungsnetzes (NGFN) haben jetzt herausgefunden, dass unsere
Gene die Wirkung der Anthrazykline beeinflussen.


Patienten
mit bestimmten Erbanlagen haben ein besonders hohes Risiko, an einer
Herzschwäche zu erkranken, wenn sie mit Anthrazyklinen behandelt
werden. Wenn sich das Ergebnis in weiteren Studien bestätigen lässt,
könnte in der Zukunft die Gefährdung der Patienten mithilfe eines
einfachen genetischen Tests vor Therapiebeginn bestimmt und die
Behandlung dementsprechend angepasst werden. Von den etwa 200.000
Krebspatienten, die jährlich mit Anthrazyklinen behandelt werden,
entwickeln ungefähr 10.000 bis 12.000 diese Nebenwirkung, die häufig
tödlich endet.



Das Forscherteam aus Pharmakologen, Biologen und
Medizinern untersuchte die Gene von insgesamt 1.697 Patienten, die
unter einer Form von Lymphdrüsenkrebs, dem Non-Hodgkin-Lymphom, leiden.
Insgesamt fanden die Wissenschaftler fünf Erbanlagen, die nach
Anthrazyklin-Einnahme das Risiko eines Herzversagens erheblich erhöhen.



Drei dieser Genveränderungen begünstigen die Entstehung von
giftigen Sauerstoffverbindungen in der Zelle, wenn gleichzeitig
Anthrazykline vorliegen. Da Herzmuskelzellen kaum Enzyme besitzen, die
diese zerstörerischen Sauerstoffverbindungen beseitigen, richten diese
Moleküle bei ihnen besonders großen Schaden an. Zwei weitere genetische
Varianten betreffen Transport-Proteine in der Außenmembran der Zellen.
Anthrazykline, die nicht nur für Krebszellen, sondern auch für normale
Körperzellen giftig sind, werden normalerweise über solche
Transportproteine schnell aus der Zelle herausbefördert.



Die
Ergebnisse der NGFN-Wissenschaftler deuten darauf hin, dass dieser
Schutzmechanismus bei einigen Menschen nicht optimal funktioniert. Das
könnte vor allem die Herzmuskel-Zellen schwächen. Die Forscher
wollen nun die molekularen Vorgänge genauer analysieren, die zu
Schädigungen des Herzmuskels führen, damit die Forschungsergebnisse
möglichst bald für die Diagnose eingesetzt werden können.



"Unser
Ziel ist es, das Risiko für eine Herzinsuffizienz bereits vor der
Therapie zu bestimmen. Der Arzt könnte dann die Behandlung individuell
auf den Patienten abstimmen, so dass das Herz möglichst wenig
geschädigt wird", erklärt Professor Leszek Wojnowski, Leiter der
Studie. "Außerdem hoffen wir, auch die herzschädigenden Wirkungen
anderer Medikamente und das Herzversagen insgesamt besser zu verstehen".



WANC 13.12.05

 
 
 
 
 
 
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