Prostatakrebs: Vorsorgeuntersuchungen nutzlos

Das Screening gegen Prostatakrebs
rettet keine Leben. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie unter der
Leitung des dänischen Karolinska Institutet gekommen. Diese Ergebnisse
beruhen auf den Daten von 9.026 Männern, die 1987 über 50 oder über 60
Jahre alt waren und in Norrkoping lebten. Fast 1.500 dieser Männer
wurden ausgewählt und zwischen 1987 und 1996 alle drei Jahre
untersucht.
Für die aktuelle Studie wurden die ersten beiden Tests mittels
digitaler Rectumuntersuchung durchgeführt, die weiteren mittels
PSA-Test. Das Team um Gabriel Sandblom kommt zu dem Schluss, dass es
nach einem Beobachtungszeitraum von 20 Jahren keinen signifikanten
Unterschiede bei den Prostatakrebserkrankungen zwischen den
untersuchten Männern und der Kontrollgruppe festgestellt werden
konnten. Die beliebteste Screening-Methode ist der PSA-Test. Rund 15 Prozent der
Männer mit normalen PSA-Werten erkranken an Prostatakrebs. Zwei Drittel
der Männer mit erhöhten Werten leiden jedoch nicht an Prostatakrebs. In Großbritannien sprach sich im vergangenen Jahr das UK National
Screening Committee gegen ein Routine-Screening aus. Anne Mackie
betonte, dass derzeit die potenziellen Nachteile größer seien als die
Vorteile. In Großbritannien sterben rund 10.000 Patienten jährlich an
Prostatakrebs. Ein Screening-Programm gibt es nicht. Männer über 50
Jahren können jedoch einen Test verlangen. Auch die European Association of Urology (EAU) hat sich mit
Prostatakrebs-Screening in Europa befasst. Grundlage waren die
Ergebnisse der European Randomised Study for Screening of Prostate
Cancer (ERSPC) in der über eine Reduzierung der relativen
Prostatakrebs-Sterblichkeit um mindestens 20 Prozent durch einen
jährlichen PSA-Test an 162.000 asymptomatischen Männern im Alter
zwischen 55 und 69 Jahren berichtet wurde. Aber: Für jeden von Prostatakrebs verursachten Todesfall, der so
verhindert werden konnte, mussten 1.410 Männer einem Screening
unterzogen werden, während zusätzlich zu den Personen in der
Kontrollgruppe noch 48 Patienten behandelt werden mussten, um einen
Prostatakarzinom-Todesfall zu verhindern. Eine andere Studie (PLCO-Screening-Studie - Prostata, Lunge, Dickdarm
und Eierstöcke) zeigte keinen bedeutsamen Effekt der
Screening-Massnahmen auf die Prostatakarzinom-Sterblichkeit. Die EAU meint, dass die bisher veröffentlichten Daten aufgrund des
grossen Überbehandlungseffekts nicht ausreichen, um eine Empfehlung
zugunsten der Einführung eines flächendeckenden Screenings auf
Prostatakarzinom als Früherkennungsmassnahme im Rahmen der öffentlichen
Gesundheit auszusprechen. Die Überdiagnosen des Prostatakarzinoms
würden das Risiko erheblicher Übertherapie bergen. Die derzeitigen
Screening-Verfahren seien aufgrund mangelnder Spezifität und
Selektivität für aggressive, therapiebedürftige Tumoren unzureichend. 13.04.2011/ Quelle: BMJ 2011; 342:d1539 doi: 10.1136/bmj.d1539; European Association of Urology (EAU)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/13_04_prostatakrebs.php
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