Foto: CMA
Obst ist gesund - ja, aber ob es auch vor Krebs schützt, bleibt umstritten (Foto: CMA)
> Krebs: Wird durch Obst und Gemüse kaum verhindert
Was sind in der Gesundheit Mythen und
was die Realität? Das auseinander zu halten fällt gar nicht so leicht.
Dass die Ernährung und vor allem der Verzehr von Obst und Gemüse einen
starken Einfluß auf die Gesundheit haben können, dass scheint so
ziemlich sicher. Doch wie stark ist er wirklich? Auf die Vermeidung von
Krebs ist die Auswirkung nur gering, sagt eine neue Studie. Nur 2,5
Prozent der Erkrankungen könnten durch Obst und Gemüse verhindert
werden. Doch es gibt durchaus anderslautende Erfahrungen.
Der Verzehr von größeren Mengen Obst und Gemüse hat nur eine mäßige
Wirkung, wenn es um den Schutz gegen Krebs geht. Zu diesem Ergebnis
sind Wissenschaftler der Mount Sinai School of Medicine gekommen. Sie
haben den Zusammenhang zwischen Ernährung und der Krankheit anhand der
Daten von 500.000 Europäern untersucht. Die Ergebnisse seien ein weiterer Hinweis darauf, dass die großen
Hoffnungen, die in die Initiative (Fünf am Tag) wurden, eher nicht
erfüllt werden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass nur rund 2,5
Prozent der Krebserkrankungen durch den regelmäßigen Verzehr von fünf
Portionen Obst und Gemüse täglich verhindert werden können. 1990 empfahl die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass jeder Mensch
mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse täglich essen sollte, um
Krebs und andere chronische Erkrankungen zu verhindern. Diese
Empfehlung bildete seither einen zentralen Grundsatz zahlreicher
Gesundheitskampagnen in den Industrieländern. Es sei der Wissenschaft jedoch kein Nachweis gelungen, dass fast 50
Prozent aller Krebserkrankungen auf diese Weise verhindert werden
können. Für die aktuelle Studie wurden die Daten von Personen aus zehn
Ländern analysiert, die an der European Prospective Investigation into
Cancer and Nutrition teilgenommen hatten. Die Wissenschaftler
berücksichtigten Faktoren wie Rauchen und Sport, als sie ihre Schlüsse
zogen. Sie können jedoch nicht ausschließen, dass auch die geringfügige
Senkung des Krebsrisikos nicht darauf zurückzuführen ist, dass
Menschen, die mehr Obst und Gemüse essen, auch sonst gesünder leben. Im
besten Fall können zwei zusätzliche Portionen Obst und Gemüse 2,6
Prozent der Krebserkrankungen bei Männern und 2,3 Prozent bei Frauen
verhindern. Gemüse schien allerdings mehr Vorteile zu bringen als Obst. Starke
Trinker profitieren anscheinend von einer zusätzlichen Aufnahme von
beidem am meisten, wenn es um den Schutz vor Krebsarten ging, die durch
Alkohol und Rauchen mitverursacht werden. Experten wie Walter Willet von der Harvard University betonen dennoch,
dass Obst und Gemüse der Schlüssel zur Gesundheit sind. Willet betont,
dass spezifische Substanzen, die in bestimmten Obst- und Gemüsearten
enthalten sind, trotzdem eine wichtige und schützende Wirkung haben
können. Das in Tomaten enthaltene Lycopin zum Beispiel könne das
Prostatakrebs-Risiko verringern. Chemikalien, die in Broccoli zu finden
sind, sollen ein Gen stimulieren, das gegen Darmkrebs schützt. Es gebe
auch Hinweise darauf, dass Obst und Gemüse einen Schutz gegen
kardiovaskuläre Erkrankungen bieten können, eine der Haupttodesursachen
der westlichen Welt. Wirklich exakte Beweise dafür gebe es jedoch
bisher nicht. Anmerkung: Tatsächlich sind viele positive Einflüsse, die Obst, Gemüse und
Vollgetreideprodukte auf die Gesundheit haben sollen, bislang nicht
wirklich bewiesen. Es gibt „starke Hinweise“. Die DKG Krebsgesellschaft
sagt, „dass aber zumindest einige Krebserkrankungen mit der Ernährung
in Beziehung stehen, gilt inzwischen als weitgehend gesichert. Andere
Krebsarten scheinen dagegen unabhängig von Ernährungsgewohnheiten zu
sein.“ Die DKG liefert dazu Zahlen (bezogen auf das Jahr 1997,
Schätzungen des World Cancer Research Fund - WCRF): Durch Obst und
Gemüse liessen sich 3.333 von 10.100 Bauchspeichelkrebs-Fällen
verhindern, bei Brustkrebs 15.114 Fälle von 45.800, bei Magenkrebs
11.880 von 18.000, bei Mundhöhlen- und Rachenkrebs 3.201 von 9.700, bei
Dickdarmkrebs 34.122 von 51.700, bei Kehlkopfkrebs 1.089 von 3.300, bei
Lungenkrebs 7.420 von 37.100. Vielleicht ist auch gerade das das Problem: Bei dem – sicher richtigen
- Versuch, eine gesunde Ernährung zu propagieren, wurden in der
Vergangenheit oft Argumente benutzt, die einer kritischen Prüfung nicht
stand halten. Was kann stärker überzeugen als die Aussage, dass Obst
und Gemüse vor Krebs schützt? Doch genauso, wie derartige
Verallgemeinerungen oft falsch sind, müssen wir uns wohl auch von
vielen Ernährungsvorteilen verabschieden. Nicht immer und überall ist
das, was wir als bisher Gut begreifen, auch immer hilfreich – und nicht
immer ist das, was wir bisher als Schlecht ansehen, auch immer
schädlich. Als Verbraucher muss man aber fordern, dass nicht nur die
Industrie zur Ehrlichkeit bei der Auszeichnung ihrer Produkte
angehalten wird. Sondern, dass diese Aufforderung genauso, wenn
nicht  noch mehr, für Institutionen gilt. Denn einer WHO glauben
bisher die meisten Menschen und befolgen deren Rat. Deshalb wiegt deren
Verantwortung auch noch höher. Und deshalb muss von diesen
Organisationen auch noch mehr Wahrhaftigkeit gefordert werden. WANC 07.04.10, Quelle: Journal of the National Cancer Institute, pte
 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS