Tumorzellen
Tumorzellen (Foto: Max-Planck-Institut)
> Tumorzellen ausschalten
Die Idee ist im Grunde ganz einfach:
Ein Medikament gelangt in Form einer Spritze in den Körper und
wandert anschließend in genau und ausschließlich die
Körperzellen, in denen es wirken soll. Jetzt haben
Wissenschaftler eine Methode gefunden, mit der dieser Prozess in Gang
gesetzt werden kann: Dabei werden überlebenswichtige Gene in den
Krebszellen ausgeschaltet und so der Tumor zum Stillstand gebracht.


"Auf diese Weise könnten
beispielsweise aggressive Wirkstoffe gegen Tumoren verabreicht
werden, die gezielt die Krebszellen abtöten, anderen
Körperzellen aber keinen Schaden zufügen", sagt Dr.
Tobias Pöhlmann von der Friedrich-Schiller-Universität
Jena. Doch wie so oft lasse sich, was so einfach klingt, in der
Praxis nur langsam umsetzen, räumt der Biologe vom
Plazenta-Labor des Universitätsklinikums Jena ein.



Pöhlmann und seine Kollegen sind
dabei nun aber einen wichtigen Schritt weiter. Sie haben ein
Verfahren entwickelt und patentieren lassen, das es erlaubt, jede
beliebige Art von Körperzellen zielgenau anzusteuern und deren
Stoffwechsel zu beeinflussen. Der Trick dabei: Die verabreichten
Substanzen wandern zwar unspezifisch in jede Zelle, werden aber nur
in ganz bestimmten Zellen aktiviert und entfalten ihre Wirkung nur
dort. Die Forscher des Plazenta-Labors, das zur Abteilung für
Geburtshilfe der Jenaer Universitätsfrauenklinik gehört,
nutzen dazu spezielle Ribonukleinsäuren (RNA).



Diese "small interfering
RNA"-Moleküle (engl.: kleine, interferierende RNA) werden
dazu benutzt, bestimmte Gene "zum Schweigen zu bringen"
("RNA-Silencing"). "Damit wären siRNA-Moleküle
prinzipiell gut geeignet, Tumorzellen abzutöten - indem man mit
ihrer Hilfe einfach überlebenswichtige Gene in den Krebszellen
ausschaltet", erläutert Dr. Pöhlmann das Prinzip. Das
Problem bisher: "siRNA wirkt nicht nur spezifisch in den Tumor-
sondern prinzipiell in jeder anderen Körperzelle auch",
verdeutlicht der Biologe, was eine Anwendung der siRNAs in der
Humanmedizin bisher verhindert.



Pöhlmann und seinem Team ist es
nun gelungen, die siRNA-Moleküle mit einem speziellen "Schloss"
auszustatten, dessen "Schlüssel" sich nur in den
gewünschten Zielzellen befindet. Die siRNA wird also nur in den
gewünschten Zellen aktiviert.



WANC 07.01.2008

 
 
 
 
 
 
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