Familiäres Krebsrisiko: Auch die Sorge um das gleiche Schicksal macht krank

Warum
erkranken in Familien, in denen es bereits Krebsfälle gegeben hat,
überdurchschnittlich häufig auch andere Angehörige? Schuld sind nicht
allein die Gene. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass auch die
Sorge um eine mögliche eigene Erkrankung das Krebsrisiko erhöht.


Sind
wirklich immer Gene oder Umwelteinflüsse schuld daran, wenn sich
Krebsfälle in einer Familie häufen? Dr. Justo Lorenzo Bermejo und
Professor Dr. Kari Hemminki aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum
zeigen einen bisher wenig beachteten Grund dafür auf, warum in manchen
Familien überdurchschnittlich viele Angehörige an bösartigen Tumoren
erkranken: Besorgt über die Krebsdiagnose eines nahen Verwandten nehmen
dessen Kinder oder Geschwister verstärkt Früherkennungsuntersuchungen
wahr, so vermuten die Autoren.

Dabei werden vermehrt Tumoren
in einem frühen Stadium diagnostiziert, die sonst unter Umständen gar
nicht entdeckt worden wären. Basierend auf den Daten des schwedischen
Familienkrebsregisters untersuchten die Epidemiologen die
Erkrankungshäufigkeit von fast 1,7 Millionen Nachkommen und
Geschwistern von rund 850.000 Krebspatienten. Als Vergleich wurde die
schwedische Allgemeinbevölkerung herangezogen. Die Wissenschaftler
untersuchten Fälle von Brust-, Darm-, Lungen-, Gebärmutterhals- und
Prostatakrebs sowie Melanome.

Spielt die Sorge um die eigene
Gesundheit wirklich eine Rolle, so argumentieren die Epidemiologen, so
müssten im Jahr der ersten Krebsdiagnose in der Familie besonders viele
Tumoren bei den Angehörigen entdeckt werden. In den darauf folgenden
Jahren sollte sich die familiäre Häufung verlieren.

Tatsächlich
zeigte sich dieser Zusammenhang deutlich bei Töchtern, deren Mütter an
Brustkrebs erkrankt waren: Im Jahr der mütterlichen Diagnose wurde bei
ihnen 4,78 Mal häufiger lokal begrenzter Brustkrebs diagnostiziert als
bei der Allgemeinbevölkerung. Fünf Jahre später dagegen war kaum noch
eine familiäre Häufung zu beobachten. War ein Elternteil am Melanom
erkrankt, so wurde der bösartige Hautkrebs bei dessen Nachkommen in
Jahr der Diagnose acht Mal häufiger diagnostiziert als in der
Allgemeinbevölkerung.

Auch bei Geschwistern von Krebspatienten
nahm das Risiko, an lokal begrenztem Brust- und Gebärmutterhalskrebs
sowie an Prostatakrebs zu erkranken, mit den Jahren nach der Diagnose
des Geschwisters ab. "Unsere Daten zeigen deutlich, dass eine
Krebserkrankung eines nahen Angehörigen das familiäre Krebsrisiko
künstlich steigert," erläutert Hemminki. "Dieser Effekt sollte bei der
medizinischen Beratung zu familiären Krebsrisiken unbedingt
berücksichtigt werden, um die Ratsuchenden nicht unnötig zu
verunsichern".

WANC 03.11.05/idw





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/03_11_krebsrisiko.php
powered by webEdition CMS