Foto: Klinikum rechts der Isar
Mikroskopische Aufnahme von humanem Pankreas-Tumor. Mit fluoreszenz-markiertem Shiga Toxin B wurden Krebszellen rot angefärbt, die den Rezeptor Gb3 ausprägen. Farbig markiert sind: Zellkerne in blau, Shiga Toxin B in rot, proliferierende Zellen in grün. Foto: Klinikum rechts der Isar
> Bauchspeicheldrüse: Krebs gezielt angreifen





Forscher haben eine neue Strategie zur gezielten Behandlung
von Pankreaskarzinomen entwickelt. Dabei wird das Protein Shiga Toxin B als
Wirkstofftransporter für Medikamente eingesetzt, die sich gezielt in den
Krebszellen sammeln. Der Vorteil: Mehr Wirkung und weniger unerwünschte
Nebenwirkung.





Bösartige Tumore der Bauchspeicheldrüse gehören zu den
aggressivsten Krebserkrankungen überhaupt. Das Fünf-Jahres-Überleben liegt
unter Berücksichtigung aller Tumorstadien bei lediglich sechs Prozent. Die Behandlungsmöglichkeiten
sind sehr begrenzt: Nur ein kleiner Teil der Patienten spricht auf die aktuell
angewandte Chemotherapie an. Gleichzeitig haben die eingesetzten Therapien den
Nachteil, dass sie nicht nur auf Tumorzellen, sondern auch auf das normale
Gewebe wirken und damit teils beträchtliche Nebenwirkungen verursachen.
Neuartige Verfahren zur frühzeitigen Diagnose und zielgerichteten Therapie sind
daher dringend erforderlich. Die Forschergruppe von Dr. Klaus-Peter Janssen an der Chirurgischen Klinik
arbeitet seit längerem an der Entwicklung eines so genannten Vektors, eines
Wirkstofftransporters, der sich gezielt in Krebszellen anreichert, nicht jedoch
im Normalgewebe. Dadurch soll die Chemo- oder Strahlentherapie ganz auf den Tumor
konzentriert werden können, um eine effiziente Tumorbehandlung möglichst ohne
Nebenwirkungen zu erreichen.





Diese Vorgaben erfüllt das Shiga Toxin B. Das ursprünglich
aus einem Darmbakterium stammende Protein ist ungiftig und verursacht für sich
genommen keine nennenswerten physiologischen Störungen. Durch die Kopplung an
radioaktive oder chemotherapeutische Substanzen lässt sich das Shiga Toxin B
jedoch in ein effektives Werkzeug zur diagnostischen Tumordarstellung
verwandeln und möglicherweise auch zur Therapie einsetzen.





Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Rezeptor in
Krebszellen deutlich stärker ausgeprägt ist als in gesundem Gewebe.
Zellkulturversuche waren vielversprechend: Zelllinien von Pankreastumoren
nahmen das Shiga Toxin B rasch und hochspezifisch auf. Die Forscher konnten nun
ein Chemotherapeutikum (einen sog. Topoisomerase-Inhibitor) direkt an das Shiga
Toxin B koppeln. Diese neuartige Kombination wurde nur von Krebszellen
aufgenommen, die den Rezeptor Gb3 enthalten und hatte eine vielfach stärker
abtötende Wirkung auf Krebszellen als das unveränderte Medikament. Damit ist
der Nachweis erbracht, dass eine Therapie auf Basis des Shiga Toxins B gezielt
auf Krebszellen wirkt.

03.08.2011/ Quelle: Molecular Cancer Therapeutics, Chirurgische
Klinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München



 
 
 
 
 
 
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