Antibiotikum tötet Krebszellen

Die Zellen eines
Tumors sind eigentlich nicht lebensfähig. Doch die Krebszellen
wenden einen Trick an, um trotz falsch verteilter Chromosomen zu
überleben. Das Antibiotikum Griseofulvin durchkreuzt diesen
Schachzug des Tumors und treibt so die Krebszellen in den Tod.


Für den korrekten Ablauf
der Teilung einer Zelle sind die beiden Zentrosomen (spezielles Organ
zur Zellteilung) verantwortlich: An diesen Körperchen setzt die
Spindel aus Proteinfasern an, die den frisch verdoppelten
Chromosomensatz korrekt zwischen beiden neu entstehenden
Tochterzellen aufteilen. Krebszellen haben jedoch häufig mehr
als zwei Zentrosomen. Das hat zur Folge, dass ihre Teilungsspindel
nicht die normale - also spindelförmige - Gestalt mit zwei Enden
hat, sondern dass sich funktionsunfähige, mehrpolige Gebilde
entwickeln. Diese missgebildeten Spindeln verteilen die Chromosomen
völlig ungeordnet, so dass die Tochterzellen meist nicht mehr
lebensfähig sind.



In Tumoren haben daher solche
Zellen einen Überlebensvorteil, denen trotz überzähliger
Zentrosomen eine korrekte Verteilung der Chromosomen gelingt. Dazu
haben manche Krebszellen einen Mechanismus entwickelt, der mehrere
Zentrosomen zu Aggregaten zusammenfasst, so dass sich schließlich
zwischen zwei Aggregaten eine funktionsfähige zweiendige Spindel
ausbilden kann.



Prof. Dr. Alwin Krämer,
Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Molekulare
Hämatologie/Onkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums und
der Medizinischen Klinik V der Universität Heidelberg, erkannte
in diesem Trick der Tumoren eine bislang nicht beachtete
Achillesferse, um die Krebszellen außer Gefecht zu setzen.
Gemeinsam mit Kollegen aus Dänemark fahndete Krämers Team
nach Substanzen, die die Zentrosomen-Aggregation verhindern. Bei der
Suche konzentrierten sie sich auf von Pilzen produzierte Biomoleküle,
unter denen sich bekanntermaßen viele Wirkstoffe finden, die in
biologische Reaktionen eingreifen.



Die Substanz, die am besten
die Bildung von Zentrosomen-Aggregaten verhindert, erwies sich als
das seit langem bekannte Antibiotikum Griseofulvin, das vor allem
gegen Pilzinfektionen der Haut eingesetzt wird. In Experimenten
bewirkt Griseofulvin, dass in Krebszellen missgebildete, mehrendige
Spindeln entstehen, was schließlich zum Zelltod durch Apoptose
führt. Bei gesunden Zellen löst das Antibiotikum jedoch
keine Spindel-Missbildungen aus.



"Wenn
auch Griseofulvin noch nicht das ideale Molekül für einen
Einsatz in der Krebstherapie ist", erläutert Krämer,
"so konnten wir doch eindeutig zeigen, dass dieser völlig
neue Ansatz dazu beitragen kann, Krebs zu bekämpfen. Mit unseren
Kooperationspartnern produzieren wir bereits chemische Verwandte des
Griseofulvins, die möglicherweise noch günstigere
pharmakologische Eigenschaften haben." Der Arzt sieht Chancen,
dass das neuartige Wirkprinzip andere Therapieoptionen in ihrer
Wirkung unterstützen kann.



WANC 03.07.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/03_07_krebszellenteilung.php
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