Desinfektion der Hände: Erfolgt nur in 55% der notwendigen Fälle
Desinfektion der Hände: Erfolgt nur in 55% der notwendigen Fälle
> Nosokomiale Infektionen: Das wachsende Problem der Resistenzen
Infektionen, die in Krankenhäusern oder in anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens erworben werden, haben gerade in letzter Zeit für Beunruhigung gesorgt: Frühgeborene hatten sich auf der Station des Klinikums Bremen mit Bakterien angesteckt, einige starben. Tatsächlich gehören sogenannte nosokomiale Infektionen zu den häufigsten und gefährlichsten. Denn die Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika nimmt zu. Eine Studie belegt die Dramatik.

Die Daten stammen aus einer europaweiten Erhebung des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention in Stockholm (ECDC). Die Stichprobe umfasst 46 Krankenhäuser, insgesamt nahmen 134 Kliniken in Deutschland teil. Die Erhebung fand zwischen September und Dezember 2011 statt. Rund 3,5 % der Patienten hatten sich im Krankenhaus mit Bakterien angesteckt.

Der Bericht sagt, dass sich die Häufigkeit nosokomialer Infektionen damit gegenüber einer ähnlichen Untersuchung 1994 weitgehend nicht verändert habe. Die Tücken der Statistik: Was prozentual gut aussieht, ist tatsächlich weniger gut. Denn 1994 wurden in deutschen Krankenhäuser rund 15,5 Mio. Patienten behandelt, im Jahr 2010 waren es über 18 Mio. Das bedeutet fast 90.000 Betroffene mehr.

Eines hat sich allerdings drastisch geändert: Gestiegen ist die Zahl der Patienten, die zum Zeitpunkt der Untersuchung Antibiotika erhielten. Seit 1994 um gut ein Drittel auf 24 Prozent. Das ist bei den Infektionen mit solchen Erregern problematisch, die aufgrund des Erwerbs von besonderen Resistenzen die Behandlung erschweren. Aufgrund ihrer Häufigkeit und Bedeutung gehören MRSA und zunehmend gramnegative Darmbakterien mit besonderen Resistenzen (etwa ESBL-Bildner) wie E. coli, Klebsiella pneumoniae sowie Pseudomonas aeruginaosa und Acinetobacter zu den Problemerregern. Die Anwendung von Antibiotika trägt maßgeblich zur Verbreitung solcher Resistenzen bei.

Wie groß das Problem bereits ist, zeigt eine Erhebung einer  Schwedischen Wissenschafts- und Innovations-Vereinigung: Demnach verbreiten sich resistente Bakterien mit einer alarmierenden Geschwindigkeit. Damit kann die Antibiotika-Entwicklung derzeit nicht mithalten. Resistente Bakterien bringen derzeit rund 25000 Menschen in Europa jährlich um.

Eines darf man aber auch nicht vergessen: Es sind nicht allein die Resistenzen gegen Antibiotika, die Patienten in Krankenhäusern erst richtig krank werden lassen. Als einer der häufigsten Gründe für eine in der Klinik erworbene Infektion gilt mangelnde Reinlichkeit: Ärzte und Pflegepersonal waschen sich nicht häufig und gründlich genug die Hände.

wanc 03.07.2012/ Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin (Ausgabe 26/2012)
 
 
 
 
 
 
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