> Nanopartikel aus Autoabgasen reaktivieren Herpesvieren

Nanopartikel können unserem Körper schwere Schäden zufügen. Teilchen mit einem Durchmesser von weniger als 100 Nanometern, ein Nanometer entspricht einem Millionstel Millimeter (zum Vergleich: ein menschliches Haar hat einen 800-mal größeren Durchmesser als ein Nanopartikel), überwinden die natürlichen Barrieren unseres Organismus und können tief in die Zellen eindringen. Und das reicht bis in Lunge, Gefäße und sogar das Gehirn. Jetzt haben Wissenschaftler heraus gefunden, dass Feinstaub aus  Verbrennungsmotoren Viren aktivieren können, die in Lungengewebszellen ‚ruhen‘. 


Viren sind nicht dumm. Um dem Immunsystem zu entgehen, verstecken sich manche in Zellen  und verharren dort. Mediziner nennen diesen Zustand latente Infektion. Aktiv werden die Viren wieder, wenn beispielsweise das Immunsystem schwächelt. Dann vermehren sie sich und zerstören ihre Wirtszelle. Am Helmholtz Zentrum München hat man nun heraus gefunden, dass auch Nanopartikel aus Abgasen diesen Prozess auslösen können. 


„Aus vorangegangenen Modellstudien wussten wir bereits, dass das Einatmen von Nanopartikeln eine entzündliche Wirkung hat und das Immunsystem verändert“, so Dr. Tobias Stöger vom Institut für Lungenbiologie. Dramatisch: Wird die Lunge derartigen Nanopartikeln ausgesetzt, dann können sogar latente Herpesviren reaktiviert werden.


Der insbesondere bei der Verbrennung von Diesel entstehende Feinstaub erzeugte einen deutlichen Anstieg viraler Proteine, die nur bei aktiver Virusvermehrung produziert werden. So wurden auch Epstein-Barr-Viren bei einem Kontakt mit den Nanopartikeln "geweckt". Die Viren lösen bei 30-60% der Infizierten das Pfeiffer-Drüsenfieber aus. 


Bisher sind diese Ergebnisse allerdings erst im Labor nachgewiesen worden. In wie weit sich die Ergebnisse tatsächlich auf den Menschen übertragen lassen, ist noch nicht ganz klar. Tatsache ist aber, dass viele Menschen Herpesviren in sich tragen und Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose davon besonders betroffen sind. Denen könnte geholfen werden, wenn man genauer wüßte, wie die Reaktivierung der latenten Herpesviren durch die Inhalation von Nanopartikeln wirklich abläuft. „Zudem möchten wir in Langzeitstudien prüfen, inwieweit eine wiederholte Partikelexposition mit entsprechender Virus-Reaktivierung zu chronischen Entzündungs- und Umbauprozessen in der Lunge führen kann“, erklärt Stöger. Geduld ist also noch angesagt, bis eine wirksame Therapie zur Verfügung steht. 


17.1.2017/ Quelle: Particle and Fibre Toxicology

 
 
 
 
 
 
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