Immunsystem: Abhängig von Biorhythmus

Die Tageszeit und die innere Uhr spielen bei der Gesundheit eine wichtige Rolle, beispielsweise wenn es um den Eintritt von Erkrankungen (u.a. bei einem Schlaganfall) und ihre aktuelle Ausprägung (u.a. bei Depressionen) aber auch, wenn es um die Einnahme von Medikamenten geht. Wissenschaftler haben nun erkannt, dass die Tageszeit sogar Einfluß darauf nimmt, wie hoch das Risiko einer Infektion ist.

Erol Fikrig von der Yale University School of Medicine hat nachgewiesen, dass ein Protein des Immunsystems während des Tages von Veränderungen der Körperchemie beeinflusst wird.
Damit verändert der Zeitpunkt einer Infektion auch ihre Schwere. Dabei geht es um den sognenannten zirkadianen Rhythmus: Den durchlaufen nicht nur Menschen sondern auch Pflanzen, Tiere und sogar Bakterien.

Das Universitätskrankenhaus Charité, Berlin, beschreibt den zirkadianen Rhythmus so: "Die meisten biologischen und psychischen Vorgänge im Körper verlaufen nach einem natürlichen Rhythmus. Viele dieser Funktionen haben einen Zyklus von etwa einer Tageslänge und werden als zirkadiane Rhythmen bezeichnet. Zirkadiane Rhythmen haben Einfluss auf den Schlaf- und Wachzustand, die Körpertemperatur und Hormonveränderungen. Tageslicht und andere Zeitgeber erzeugen zirkadiane Zyklen, die jeden Tag periodisch gleich verlaufen." Zu einem Jet-Lag kommt es zum Beispiel dann, wenn der Körper nach einer Überschreitung der Zeitzonen mit seiner Umwelt nicht mehr synchron ist.

Diesem Biorhythmus genannten Vorgang unterliegt auch das Immunsystem und damit auch Autoimmunerkrankungen wie Rheuma. Während des Tages verändert sich offensichtlich nicht nur die Schlagkraft der Abwehrtruppen des Immunsystems. Im Tagesverlauf verändert sich auch die Schwere, mit der eine Infektion den Menschen schwächen kann. Das Immunsystem muss eine Infektion erkennen, bevor es sie bekämpfen kann. Bei diesem Vorgang ist TLR9 eines der Proteine, die sich in diesen Vorgang einmischen. TLR9 kann die von Bakterien und Viren ausgehende Gefährdung für die Gesundheit erkennen.

In Experimenten mit Mäusen wiesen die Forscher nach, dass die Menge des Proteins und seine Funktion durch die innere Uhr kontrolliert werden und während des Tagesverlaufes verschieden sind. Eine Immunisierung am höchsten Punkt der Aktivität von TLR9 verbesserte die Immunreaktion. Bei einer Blutvergiftung ist das Sterberisiko nach Erkenntnis der Wissenschaftler zum Beispiel zwischen zwei und sechs Uhr größer als zu anderen Tageszeiten. Tests mit Mäusen haben gezeigt, dass die Schwere der Sepsis von der Tageszeit abhing, an der sie einsetzte und den Veränderungen der Aktivität von TLR9 entsprach. Laut Fikrig wurde ein direkter Zusammenhang zwischen dem zirkadianen Rhythmus und dem Immunsystem nachgewiesen.

Diese Ergebnisse könnten die Prävention und Behandlung von Krankheiten verändern. Die Wissenschaftler schreiben Störungen des zirkadianen Rhythmus eine Erhöhung für Anfälligkeit des Menschen für Infektionen zu. Sie hoffen, dass Medikamente in Zukunft wahrscheinlich von den Veränderungen der inneren Uhr profitieren werden.

wanc 17.02.2012/ Quelle: Immunity DOI: 10.1016/j.immuni.2008.03.004, pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/immunsystem_zirkadianer_rhythmus_17_02_12.php
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