Lungenzellen infiziert mit dem Influenzavirus (grün gefärbt) und Legionella (rot gefärbt). Der Zellkern ist blau gefärbt. (Foto: Amanda Jamieson)
Lungenzellen infiziert mit dem Influenzavirus (grün gefärbt) und Legionella (rot gefärbt). Der Zellkern ist blau gefärbt. (Foto: Amanda Jamieson)
> Influenzavirus und bakterielle Infekte: Große Gefahr für die Lunge

Wenn einen die Grippe ereilt, dann haben das Influenzaviren vollbracht. Grippe befällt hauptsächlich die oberen Atemwege – also Nase, Rachen und Bronchien. Doch an Grippe selbst sterben nur wenige. Offensichtlich werden die meisten von bakteriellen Infektionen dahin gerafft.

Grippe und Bakterien - gemeinsam können diese beiden den Körper lahm legen und zwar so lahm, dass er stirbt. Warum dies Kombination überaus tödlich sein kann, belegen Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach sterben in einer Grippesaison jährlich zwischen 250000 und 500000 Menschen, obwohl die Todesfälle in vielen Fällen nicht auf die Grippeerkrankung an sich zurückzuführen sind, sondern auf damit einhergehende bakterielle Infekte.

Anscheinend macht eine Erkrankung mit dem Influenzavirus den Mensch für bakterielle Infekte besonders anfällig. Was unter normalen Umständen funktioniert, setzt in der Ausnahmesituation von Grippe und bakterieller Infektion das menschliche Immunsystem matt: Die Bakterienart Legionella pneumophila kann sich im Körper vermehren und ausbreiten. Und zwar so ungehindert, dass sie sogar das Lungengewebe akut entzünden kann.

Wird eine Lungenentzündung aber nicht angemessen und rechtzeitig behandelt, dann kann die Lunge  permanent geschädigt werden. Oder die Erkrankung kann sogar zum Tode führen. Denn die Selbstheilungskräfte des Körpers funktionieren dann nicht. So konnten die Wissenschaftler nun nachweisen, dass die Schädigungen am Lungengewebe bei einer gleichzeitigen Infektion mit dem Grippevirus und Legionella nicht richtig repariert werden. Grund: Der Influenzavirus unterdrückt die Reparaturmechanismen des Körpers. Im schlimmsten Fall bedeutet das eine tödlich verlaufende Lungenentzündung führen.

Verabreichten die Wissenschaftler jedoch Substanzen zur Stärkung körpereigener Reparaturmechanismen, nahm die Zahl der tödlich verlaufenden Infektionen strak ab. Aus dieser Erkenntnis heraus müsse die Therapie bakterieller Infekte während einer Grippeerkrankung neu gestaltet werden, meinen sie. Das soll jetzt geschehen.

Berliner Ärzteblatt 30.04.2013/ Quelle: Science 2013
 
 
 
 
 
 
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