Antibiotika: Falsche Einnahme fördert Resistenzen

Antibiotika sollen gegen bakterielle Infektionen helfen. Dazu hindern sie die Erreger an einer Vermehrung und unterstützen unser Immunsystem bei der Infektionsabwehr. Doch dazu müssen die Medikamente korrekt eingenommen werden. Ansonsten können die Keime gegen die Wirkstoffe resistent werden, d.h. Antibiotika können den Bakterien nichts mehr anhaben.

Die Wirkung von Antibiotika bessert eine bakterielle Infektion oft schon nach wenigen Tagen. Deshalb haben einige Patienten den Eindruck, sie könnten das Medikament einfach absetzen und müssten das Antibiotikum nicht in der vorgesehenen Dosis oder bis zum Ende des ärztlich angeordneten Therapiezeitraums einnehmen. Doch gerade durch dieses Verhalten werden die Bakterien nicht vollständig abgetötet und können ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Medikamente stärken. Auch die zu häufige Verschreibung derartiger Wirkstoffe fördert die Entwicklung von Resistenzen.

Selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO kritisiert, dass Antibiotika häufig zur Behandlung der falschen Infektion, in der falschen Dosierung und für eine falsche Zeitspanne eingesetzt werden. Im übrigen auch bei Tieren. Was dabei herauskommt? Ein Beispiel: Als man 1980 in den USA Flouroquinolone einführte, wurden 95 % der bisher Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämme vernichtet. Nach einem Jahr berichteten die Gesundheitsämter, daß 80 % dieser Stämme resistent geworden seien. Heute sollen weltweit 95% aller Staphylococcus aureus-Stämme resistent gegen Penicilline und andere Antibiotika sein.

Die Folgen davon sind dramatisch. Weil Antibiotika bei immer mehr Krankheitserregern wirkungslos bleiben, müssen inzwischen immer häufiger Reserveantibiotika eingesetzt werden, denn die Standardsubstanzen wirken nicht mehr ausreichend. In besonders bedrohlichem Ausmaß nehmen resistente "Krankenhauskeime" zu. So sterben jährlich mindestens 40.000 Menschen an Infektionen, die sie sich im Krankenhaus zugezogen haben.

Auf der Webseite Zündstoff Antibiotika Resistenz raten Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e. V. (PEG), die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI) sowie die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM), verantwortungsvoll mit Antibiotika umzugehen. Das bedeutet, die Medikamente nicht einfach abzusetzen oder die Einnahme zu unterbrechen.

Häufig werden Antibiotika bei Infektionen verschrieben, bei denen sie gar nichts nutzen. Genauso häufig Halsschmerzen, Blasenentzündungen oder ein Husten, der länger bleibt als gewöhnlich, oft nicht ernst genommen. Sie werden der Kategorie "kleines Zipperlein, dass irgendwann schon wieder von selber verschwindet" zugeordnet. Die drei Fachgesellschaften warnen aber: "Dabei können Halsschmerzen in Wirklichkeit eine Angina sein, die je nach Erreger ernsthafte Folgen wie z.B. eine Herzklappenschädigung mit sich bringen kann. Deshalb sollte sich jeder Folgendes merken: Sind sogenannte "banale Infekte" fiebrig und einfach nicht wegzubekommen oder Husten- und Schnupfensekrete gelb-grünlich gefärbt, könnte die Einnahme von Antibiotika notwendig sein, um eine Infektion in den Griff zu bekommen."

wanc 01.02.2012/ Quelle: ABDA, RKI, DGI, DGHM





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http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/antibiotika_resistenzen_01_02_12.php
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