HIV/AIDS: Weniger Neuinfektionen

Weltweit ist die Zahl der
Neuinfektionen mit HIV rückläufig. Doch in manchen Regionen – wie
Osteuropa und Zentralasien – gibt es immer mehr Infizierte. Und aus
noch einem anderen Grunde warnen Experten davor, sich entspannt zurück
zu lehnen. Denn die Übertragungswege von HIV verändern sich dramatisch:
Im vergangenen Jahr überwogen die durch heterosexuellen
Geschlechtsverkehr übertragenen Infektionen.
Die kürzlich von UNAIDS veröffentlichten Zahlen der Neuinfektionen mit
HIV könnten Hoffnung wecken: So infizierten sich im Jahr 2008 ca. 2
Mio. Menschen, während es 1996 noch ca. 3,5 Mio. waren - das entspricht
einem weltweiten Rückgang der HIV-Neuinfektionen um bis zu 30%. Mit etwa 3.000 HIV-Neuinfektionen pro Jahr hat Deutschland derzeit die
niedrigste Neuansteckungsrate in Westeuropa. Seit 2007 sind die
Infektionszahlen hierzulande nicht mehr gestiegen. „Diese Daten dürfen aber nicht über die anhaltende epidemiologische
Gefahr von HIV/AIDS hinwegtäuschen", unterstreicht der Bochumer
Forscher Prof. Dr. Norbert H Brockmeyer, Sprecher des Kompetenznetzes
HIV/AIDS. „Denn Fakt ist auch, dass die Zahl der Menschen, die mit
HIV/AIDS leben, stetig ansteigt."
 
 Der Spezialist lenkt das Augenmerk vor allem auf die regionalen
Unterschiede in der Verbreitung des Virus. So stieg die Anzahl der
Infizierten zwischen 2001 und 2008 in Osteuropa und Zentralasien
beispielsweise um 66%. In der Ukraine erhält nur etwa jeder fünfte
Patient eine adäquate Therapie. Experten schätzen, dass in der Ukraine
zwischen 30 und 50% der Drogenabhängigen HIV-positiv sind. „Wenn wir die regionalen HIV-Epidemien, wie etwa in der Ukraine, nicht
in den Griff bekommen, bedeutet das für diese Regionen nicht nur eine
menschliche Tragödie sondern gleichzeitig den gesundheitspolitischen
und auch wirtschaftlichen Kollaps", warnt Brockmeyer. Auch in Deutschland sind die regionalen Unterschiede signifikant:
Grundsätzlich ist eine erhöhte HIV-Prävalenz in Großstädten und
Ballungsräumen festzustellen. Verglichen mit den anderen Bundesländern
hat das bevölkerungsreichste Land NRW prozentual die meisten
HIV-Erstdiagnosen zu verzeichnen. Nach Höhe der Anzahl der gemeldeten
HIV-Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner in Städten steht Köln (mit
einer HIV-Inzidenz von 18,09) an erster Stelle, es folgen Düsseldorf
(12,64), Berlin (12,04), Frankfurt (11,95), München (11,66) und Hamburg
(11,40). 

 „Wir müssen regionale Strategien entwickeln, die deutsche Expertise der
HIV-Forschung verstärkt anbieten und gleichzeitig vorantreiben",
folgert Brockmeyer. Schließlich kommen die Fortschritte in der
deutschen HIV-Forschung Betroffenen weltweit zugute. Im Kompetenznetz
HIV/AIDS können auf Basis der hier gesammelten Daten und Materialproben
von über 8.000 Patienten wichtige klinische- und
grundlagenwissenschaftliche Studien durchgeführt werden. Fragen etwa
zur Wirkung und Nebenwirkung von Medikamenten, auch bei HIV-infizierten
und -exponierten Kindern, zu HIV-Begleiterkrankungen oder über das
zunehmend wichtige Thema "HIV im Alter" können durch gezielte
Auswertungen der Patientenkohorte beantwortet werden.

 Auch die Übertragungswege von HIV verändern sich hier: Erstmalig im
letzten Jahr wurden die meisten Infektionen durch heterosexuellen
Geschlechtsverkehr übertragen. „Von einer Entwarnung darf aufgrund
dieser alarmierenden Zahlen daher nicht die Rede sein", so Brockmeyer. WANC 26.11.09/ Quelle: UNAIDS: AIDS Epidemic Update: November 2009, Robert Koch-Institut, www.kompetenznetz-hiv.de





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/30_11_hiv_aids.php
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