HIV-Neuinfektionen in Deutschland: 30 Prozent mehr

Die Zahl
der HIV-Neuinfektionen in Deutschland steigt deutlich an. Am
stärksten ist die Gruppe der Homosexuellen betroffen. Viele der
Infizierten kommen aus besonders von HIV/AIDS betroffenen Regionen der
Welt.

Nach aktuellen Schätzungen des Robert Koch-Instituts leben derzeit etwa 49.000 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland, geschätzte 2.600 Personen haben sich im Jahr 2005 neu mit HIV infiziert. Männer, die Sex mit Männern haben, sind mit insgesamt 31.000 Infizierten die größte Betroffenengruppe.

Mit
Hilfe neuer, vom Bundesgesundheitsministerium finanziell unterstützter
Studien will das Robert Koch-Institut Änderungen im Risikoverhalten
zukünftig genauer erfassen. „Das ist wichtig, damit die bisher
erfolgreichen Präventionsmaßnahmen frühzeitig angepasst werden und die
bisher im internationalen Vergleich niedrigen HIV
-Infektionsraten weiter niedrig gehalten werden können“, unterstreicht Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts. „HIV/AIDS ist weltweit gesehen die größte medizinische Katastrophe der Neuzeit seit Auftreten der Pest im 14. Jahrhundert."

Die Zahl der tatsächlichen HIV-Neuinfektionen
kann nicht direkt bestimmt werden, da zwischen Infektion und Test ein
unterschiedlich langer Zeitraum liegen kann und nur bereits getestete
Personen gemeldet werden können. Die Zahl der gemeldeten neu
diagnostizierten HIV
-Infektionen ist in den letzten Jahren
deutlich gestiegen (von 1.827 im Jahr 2003 auf 2.058 in 2004) und wird
für das Jahr 2005 voraussichtlich deutlich über 2.000 liegen.

Eine
Zunahme der Neuinfektionen  macht sich auch in anderen
westeuropäischen Ländern bemerkbar, zum Teil jedoch auf wesentlich
höherem Niveau wie beispielsweise in Großbritannien, das von 2000
bis 2004 eine Verdoppelung der HIV-Neudiagnosen (von 3.499 auf 7.258)
zu verzeichnen hat. Hier ist die Zunahme laut UNAIDS-Statusbericht 2005
in erster  Linie auf ein starkes Ansteigen der Zahl der
HIV-Infektionen über heterosexuelle Übertragungswege zurückzuführen,
wobei ca. 80 Prozent dieser Infektionen in Ländern mit hoher Prävalenz,
vor allem im südlichen Afrika, erfolgten.

In Deutschland werden
ca. 20 Prozent aller Neuinfektionen bei Menschen festgestellt, die aus
besonders von HIV/AIDS betroffenen Regionen der Welt hierher gekommen
sind. 

Die Daten bestärken nach Ansicht der Deutschen
AIDS-Stiftung die wiederholten Forderungen nach mehr Prävention. Die
Tatsache, dass die Steigerungen im Vergleich zu den meisten anderen
Ländern auf relativ niedrigem Niveau erfolgten, zeige, dass Prävention
in Deutschland insgesamt erfolgreich sei.

"Dennoch müssen die
Präventionsanstrengungen dringend verstärkt werden, zum einen, was die
Aufklärung der breiten Öffentlichkeit betrifft, zum anderen, was die
zielgruppenspezifischen Präventionsmaßnahmen angeht, die sich vor allem
an homo- und bisexuelle Männer sowie an Migrantinnen und Migranten
richten sollten", sagte Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der
Stiftung. 

"Als völlig unzureichend" bezeichnete er die
Reaktion deutscher AIDS-Politik auf die problematische Situation von
betroffenen Migranten. Diese würden nicht ausreichend von Präventions-
und Beratungsangeboten erreicht und seien weit schlechter über HIV und
AIDS informiert als Deutsche.

WANC 29.11.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/29_11_aids_deutschland.php
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