Das Gesicht von AIDS wird weiblich

Immer mehr Frauen sind von AIDS betroffen. Weltweit sind bereits rund die Hälfte aller Erkrankten weiblich. In manchen Regionen liegt der Anteil deutlich darüber. Dennoch mehren sich die Anzeichen für ein Nachlassen bei der HIV-Vorbeugung.

Die Seuche AIDS ist weiter auf dem Vormarsch und erhält dabei ein zunehmend weibliches Gesicht. Weltweit steigt die Zahl der HIV-infizierten Frauen und Mädchen. Fast die Hälfte der 37,5 Millionen Erwachsenen (15 bis 49 Jahre), die mit HIV und AIDS leben, sind Frauen. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, der am stärksten von HIV betroffenen Region, sind es sogar 60 Prozent. Und in jeder Minute kommen nach Angaben von UNAIDS acht neue Infektionen hinzu – allein fünf Millionen im letzten Jahr.

Die größten Zuwachsraten bei den HIV-Neuinfektionen von Frauen verzeichnet Ostasien, gefolgt von Osteuropa und Zentralasien. Die Gründe sind vielfältig und basieren auf Armut, Unterdrückung und Gewalt. Frauen haben in vielen Ländern der Erde nicht die gleichen Rechte wie Männer, sie haben keinen oder schlechteren Zugang zu Informationen, Präventionsmaßnahmen und medizinischer Behandlung. Frauen leiden auch stärker an den Auswirkungen der Seuche, denn sie sind es, die infizierte Familienmitglieder betreuen und die Kranken pflegen.

In Deutschland liegt der Anteil der HIV-infizierten Frauen bei 20 Prozent, der der an AIDS erkrankten bei 13 Prozent. "Aidskranke Frauen wenden sich doppelt so oft mit der Bitte um Hilfe an die Stiftung, als aufgrund der epidemiologischen Situation in Deutschland zu erwarten wäre", berichtet Dr. Christoph Uleer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen AIDS-Stiftung. Die Zahlen belegten, so Uleer, dass in Deutschland Frauen öfter in Not geraten als Männer.


"Den Kampf gegen Aids können Männer und Frauen nur gemeinsam gewinnen", machen Experten und Prominente deutlich. Dennoch mehren sich die Anzeichen für ein Nachlassen bei der HIV-Vorbeugung: Wissenslücken sind festzustellen, das Schutzverhalten geht sogar leicht zurück und das Robert-Koch-Institut beobachtet einen Anstieg der HIV-Erstdiagnosen und anderer sexuell übertragbarer Infektionen.


Da Frauen sowohl aus sozialen wie auch biologischen Gründen infektionsgefährdeter sind, muss ihnen ein besonderes öffentliches Interesse gelten. Außerdem sind Frauen nach wie vor diejenigen, die in Beziehungen häufiger das Thema Schutz und Verhütung zur Sprache bringen und bei der Sexualaufklärung ihrer Kinder eine maßgebliche Rolle spielen, wodurch sie entscheidend das Verhütungsverhalten der nachfolgenden Generation prägen. Und nicht zuletzt sind es in aller Regel Frauen, die die Pflege von Kranken und HIV-Infizierten übernehmen.

Für eine Stärkung von Frauen und Mädchen engagiert sich die Deutsche AIDS-Stiftung durch die Förderung verschiedener Projekte im südlichen Afrika. Darunter ist "Youth-to-Youth Networking for a Healthy Future", ein Projekt, das die Stiftung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in drei Regionen Tansanias gestartet hat und dessen Ziel Aufklärung von Jugendlichen für Jugendliche ist. Die Stiftung setzt sich außerdem für die Entwicklung von Präventionstechnologien wie Mikrobizide und Impfstoffe ein. "Vor allem Frauen in Ländern, in denen Ungleichheit herrscht, brauchen Präventionsmöglichkeiten, die sie selbst
kontrollieren können. Ein wirksamer AIDS-Impfstoff würde Frauen in die Lage versetzen, sich eigenständig zu schützen", betont Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung.

WANC 29.11.04





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/29_11_aids.php
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