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Internationaler Reiseverkehr: Ein Grund für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten (Foto: pte)
> Immer mehr Krankheiten durch Viren verursacht
Immer mehr Krankheiten werden durch Virusinfektionen hervor gerufen. Deshalb werden neue antivirale Medikamente dringend benötigt.

Das
Auftreten neuer Infektionskrankheiten ist eine unvermeidbare Folge der Zunahme
des globalen Reise- und Warenverkehrs und der Klimaveränderungen. Der jüngste Ausbruch einer viralen
Infektionskrankheit wird durch das Chikungunya-Virus hervorgerufen, welches zur
Verkrüppelung der Infizierten führt und bis vor kurzem als nahezu ausgerottet
galt. Jetzt allerdings wird geschätzt, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerung
des Inselstaates La Reunion mit dem durch Stechmücken übertragenen Virus
infiziert sein könnten. Der Ausbruch der SARS-Epidemie in China, Südostasien und
Kanada vor drei Jahren hat die Suche nach antiviralen Gegenmitteln angestachelt. Und schließlich hat das Vogelgrippevirus H5N1 vor wenigen Wochen Europa
erreicht.



Diese und viele andere virale Erkrankungen der jüngsten Zeit
haben deutlich gemacht, dass man zur Abwehr und Kontrolle nicht nur auf die
Entwicklung von Impfstoffen setzen kann. Selbst bei einer deutlichen
Beschleunigung der Entwicklung und Produktion von Impfstoffen werden diese im
Falle eines neuen Virusstamms oder gar eines ganz neuen Virus frühestens
innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach Beginn des Ausbruchs zur Verfügung
stehen.



Eine unverzügliche Eindämmung einer Epidemie wird daher nur durch
Quarantänemaßnahmen und Einsatz antiviraler Medikamente gelingen. Allerdings
gibt es gegen viele Viren überhaupt keine Hemmstoffe, und bei anderen ist damit
zu rechnen, dass die vorhanden Medikamente aufgrund der Entwicklung von
Resistenzen allmählich ihre Wirksamkeit verlieren werden.



Die Erfahrung mit HIV
zeigt, dass es nicht ausreicht, nur auf ein Medikament zur Bekämpfung eines
Virus zu setzen, und sei dieses noch so wirksam. Im Falle des Influenzavirus
sind bereits bei mit Tamiflu® behandelten Patienten Virusstämme gefunden worden,
die gegen das Medikament resistent sind. Obwohl derzeit noch fraglich ist, ob
solche Viren übertragbar sind, ist es abzusehen, dass bei einer breiten Anwendung Influenzaviren auftreten werden, die
resistent und übertragbar sind. Das bedeutet: So wertvoll Tamiflu derzeit als
Medikament zur Behandlung der Influenza (einschließlich der Vogelgruppe) ist,
muss heute bereits an Alternativen geforscht werden, damit beim zu erwartenden
Auftreten von Resistenzen in einigen Jahren weitere Wirkstoffe zur Verfügung
stehen.



WANC 27.04.06

 
 
 
 
 
 
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