HIV: Senkt Medikament Infektionsrisiko?

In Deutschland leben nach einer
aktuellen Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) rund 70.000
Menschen mit HIV oder AIDS. Diese Zahl steigt seit Jahren. Nun gibt es ein Medikament, das die Ansteckungsgefahr einer
HIV-Infektion verringern soll. Bisher ist das Medikament allerdings nur
an Männern getestet worden. Und bei denen soll es die Ansteckungsgefahr
um 44 Prozent gesenkt haben.
Das Medikament nennt sich Truvada. Es wird zur Behandlung von
HIV-positiven Patienten eingesetzt und soll homosexuelle und bisexuelle
Männer vor einer Ansteckung mit dem Virus schützen. Truvada besteht aus
zwei antiretroviralen Medikamenten, die bereits zur Behandlung von Aids
eingesetzt werden. Dass das Ansteckungsrisiko reduziert wird, will  ein Forscherteam
unter der Leitung von Robert M. Grant von den Gladstone Institutes
nachgewiesen haben. Geht es nach den Tests mit fast 2.500 Männern, kann
durch Truvada die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Mann zu Mann
um 44 Prozent verringert werden. Bei regelmäßiger Einnahme verringerte
sich das Risiko um bis zu 73 Prozent. Anthony Fauci, der Direktor von NIAID, erklärte, dass noch untersucht
werden müsse, ob ähnliche Ergebnisse bei Frauen und heterosexuellen
Männern erzielt werden können. Zusätzlich sei zu überprüfen, ob es
langfristig zu einer Toxizität kommen kann. Ein Problem sind die Kosten
des Medikaments. Eine Tagesdosis kostet in den USA rund 36 Dollar.
Fauci betont aber, dass das Medikament nur eine unterstützende Rolle in
der Bekämpfung von HIV übernehmen kann. Die Entwicklung von Medikamenten gegen HIV/AIDS ist mittlerweile weit
voran gekommen. Dank der wirksamen medikamentösen Behandlung sterben
immer weniger Menschen mit einer HIV-Infektion (etwa 550 im Jahr 2010),
stellt das RKI fest. Neuinfiziert haben sich im Jahr 2010 nach der aktuellen Schätzung 3.000
Menschen, ähnlich viele wie in den Vorjahren. "Die nach wie vor hohe
Zahl der HIV-Neuinfektionen zeigt, dass Prävention und Forschung
unverändert wichtig bleiben", betont Reinhard Burger, Präsident des RKI. Unter den geschätzten 70.000 Menschen, die in Deutschland mit HIV oder
AIDS leben, stellen Männer, die Sex mit Männern haben, mit 42.000 nach
wie vor die größte Gruppe dar. Etwa 10.000 Personen haben sich über
heterosexuelle Kontakte infiziert, rund 7.300 kommen aus so genannten
Hochprävalenzregionen und infizierten sich überwiegend in ihren
Herkunftsländern und dort bei heterosexuellen Kontakten. Etwa 10.000
Personen haben sich über intravenösen Drogengebrauch mit HIV infiziert. Die Zahl der geschätzten Neuinfektionen stagniert seit Mitte des
Jahrzehnts auf hohem Niveau, nachdem sie Anfang des Jahrzehnts deutlich
gestiegen war. Einen wichtigen Beitrag zum Anstieg der
HIV-Neuinfektionen in der ersten Hälfte des Jahrzehnts leistete die
Zunahme anderer sexuell übertragbarer Erreger, insbesondere der
Syphilis. Syphilis-Bakterien und andere sexuell übertragbare Erreger
führen über die Förderung von entzündlichen Prozessen dazu, dass
Erkrankte sich leichter mit HIV anstecken. HIV infizierte
Syphilispatienten geben HIV auch leichter weiter, sind also
infektiöser. Die Zunahme sexuell übertragbarer Infektionen wurde begünstigt durch
ein Risikomanagement, das auf der Kenntnis oder Abschätzung des
gegenseitigen HIV-Status beruht. Bei mutmaßlich gleichem HIV-Status
beider Partner wird dann auf ein Kondom verzichtet. Dieses Verhalten
kann somit paradoxerweise auf indirektem Weg zu einer Zunahme der Zahl
der HIV-Infektionen führen. Für den Anstieg der HIV-Zahlen spielen auch Veränderungen beim
Therapiebeginn eine Rolle: nach 2000 wurde die Behandlung in vielen
Fällen nicht mehr direkt nach Bekanntwerden der Infektion begonnen,
sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Daher fand in den
Folgejahren bei einem größeren Anteil der Patienten, bei denen eine
HIV-Infektion diagnostiziert wurde, keine frühzeitige Reduktion der
Infektiosität durch eine antivirale Therapie statt. Basierend auf neuen
Erkenntnissen zum individuellen gesundheitlichen Nutzen eines früheren
Behandlungsbeginns geht der Trend gegenwärtig dahin, wieder früher mit
der Behandlung zu beginnen. Informationen der Aidsaufklärung zu Truvada: http://www.aidsaufklaerung.de/downloads/truvada.pdf WANC 25.11.10, Quelle: England Journal of Medicine 10.1056/NEJMoa1011205, RKI





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/25_11_truvada.php
powered by webEdition CMS