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Fieber und Nachtschweiß können erste Anzeichen für die Entzündung von Blutgefäßen sein (Foto: DAK/Wigger)
> Wenn sich Blutgefäße entzünden
Betroffene werden zuerst von Fieber,
Nachtschweiß und Gewichtsverlust geplagt, dann aber auch von
rheumatischen Beschwerden und Blutarmt. Hinter diesen Symptomen kann
sich die Entzündug von Blutgefäßen verbergen. Eine Vaskulitis, wie der
medizinische Fachbegriff heißt, wird wegen ihrer unspezifischen
Symptome oft nicht erkannt. Die Behandlung verlangt den Einsatz
agressiven Medikamenten, weil sonst andere Organe wie Herz, Lunge und
Niere gefährdet sind. Und: Selbst bei erfolgreicher Behandlung ist ein
Wiederauftreten sehr wahrscheinlich. 
Vaskulitiden sind chronisch entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße.
Mediziner unterscheiden dann noch, die Ursache dafür unklar ist
(primäre systemische Vaskulitiden) oder ob sie in Verbindung mit
anderen chronisch entzündlichen und autoimmunen Erkrankungen auftreten
(sekundäre Vaskulitiden). Bei den sekundären Vaskulitiden gibt es dann noch die granulomatöse
Vaskulitis – dabei greifen körpereigene Immunzellen, die Granulozyten,
die Gefäßwand an, Immunkomplexvaskulitis – hier werden die Gefäßwände
durch eine immunologische Reaktion angegriffen und ANCA-assoziierte
Vaskulitis – die betrifft hauptsächlich die kleinen und feinsten
Gefäße. Die Abkürzung ANCA bezieht sich auf eine bestimmte Gruppe von
Autoantikörpern. Man vermutet hier eine genetische Veranlagung. In
einem komplexen Prozess kommt es dabei unter anderem zur Freisetzung
von Eiweiß abbauenden Enzymen in den Zellen der Gefäßwände, so dass
diese beschädigt werden. Betroffen von diesen Gefäßentzündungen sind rund 0,1% der erwachsenen
Bevölkerung, also gibt es etwa 68.000 Kranke. Vor allem leiden darunter
Frauen – ca. 90 Prozent der Erkrankten und ältere Menschen. Die ersten Symptome einer entzündlichen Gefäßerkrankungen sind häufig
uncharakteristisch und vielfältig: Fieber, Nachtschweiß und
Gewichtsverlust, rheumatische Beschwerden und Blutarmut. Eine
Vaskulitis kann in vielfältiger Form auftreten, betont denn auch der
Rheumatologe Dr. Keihan Ahmadi-Simab. Der Chefarzt der Abteilung für Rheumatologie, Klinische Immunologie,
Nephrologie und Physikalische Therapie in der Asklepios Klinik Altona
rät Menschen, bei Warnzeichen wie Fieber und Gewichtsverlust den Arzt
aufzusuchen, um die verlässliche Diagnose stellen zu können. Bei
sorgfältiger körperlicher Untersuchung könnten sich die direkten
Zeichen der Vaskulitis - als Folge der Gefäßschädigung - finden.
Außerdem müssten Blutwerte sowie das Gewebe untersucht werden. Denn im
Gegensatz zu anderen Erkrankungen gebe es keinen Marker, der allein
eine Vaskulitis beweist. Deshalb müssten zahlreiche Laborparameter
bestimmt werden. Weitere diagnostische Untersuchungen seien gegebenenfalls erforderlich,
um den möglichen Befall von Organen wie Herz, Lunge oder Nieren
abzuklären, da diese durch den Blutstrom infiziert werden können. Auch
die Hauptschlagader (Aorta) könne durch die Vaskulitis geschädigt
werden, so dass sich gefährliche Aussackungen (Aneurysmen) bilden, die
früher oder später platzen können. Eine Vaskulitis ist, so sagt die Rheuma Liga, ist nicht heilbar, aber
behandelbar. Dafür sei auch oft der Einsatz recht aggressiver
Medikamente nötig, wenn Leben oder Organe in Gefahr sind. Fast immer
sei Cortison notwendig, anfangs auch in sehr hoher Dosis, z. B. 100 mg
am Tag. Bei Besserung werde man die Cortison-Dosis auch wieder
reduzieren und sogar ganz absetzen können. Cortison allein reiche aber
selten aus, um die Vaskulitis wirkungsvoll zurückzudrängen. Da seien
oft andere Immunsuppressiva wie Cyclophosphamid unverzichtbar. Das therapeutische Vorgehen richte sich nach Ausdehnung, Schädigung der
Organe und Aktivität der Erkrankung sowie nach der Prognose, sagt auch
Ahmadi-Simab. Primäre Vaskulitiden, also Gefäßentzündungen, die nicht
auf andere Erkrankungen zurückzuführen sind, werden mit
immununterdrückenden Mitteln behandelt, die die Krankheit stoppen und
den Betroffenen ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Dies geschehe unter enger ärztlicher Kontrolle, da gerade in der
Anfangsphase einige Nebenwirkungen auftreten könnten. Innerhalb von
drei bis sechs Monaten bekämen Rheumatologen die entzündlichen
Erscheinungen oft in den Griff, so dass sie auf mildere Medikamente
umsteigen können, die häufig noch einige Jahre verabreicht werden
müssten. Die Behandlung der sekundären Vaskulitis mit ihren höchst
unterschiedlichen Organbeteiligungen richte sich nach den ebenso
unterschiedlichen Verlaufsformen der Krankheit. Im Allgemeinen bewertet
der Arzt die Aussichten gut. Bei schweren Verläufen würden generell
stark immununterdrückende Mittel eingesetzt, um einen Rückgang der
Symptome zu erwirken. Allerdings: Selbst nach einer erfolgreichen Behandlung kann sich die
Erkrankung zurück melden. Bei ca. der Hälfte der Patienten muss mit
Rückfällen, bzw. Wiederkehr der Krankheit (Rezidiv) gerechnet werden,
warnt die Rheuma Liga. Dies sei auch durchaus nach Jahren völliger
Beschwerdefreiheit möglich. Ein wichtiges »Frühwarnsymptom« für ein
Rezidiv sei das Wiederauftreten von rheumatischen Beschwerden. WANC 25.08.10, Quelle: Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, Rheuma Liga
 
 
 
 
 
 
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