Nervenzellen
Dopaminproduzierende Nervenzelle in der Substantia Nigra eines verstorbenen Parkinson-Patienten, die über doppeltes Erbgut verfügt. Der Zellkern ist blau, die Chromosomen C18 und CX sind grün beziehungsweise rot gefärbt. Bei einem gesunden Mann würde man zwei Kopien von C18 und eine Kopie von CX erwarten. Der Patient hat aber vier Kopien von C18 und 2 Kopien von CX. (Foto: Günter U. Höglinger/Philipps-Universität Marburg)
> Parkinson: Falsche Signale im Gehirn
Eine fehlgeleitete
Signalübermittlung im Gehirn, der den Tod von Gehirnzellen
hervorruft, ist die Ursache für das Entstehen der von Morbus
Parkinson. Forscher hoffen nun, diesen Prozess aufhalten zu können.


Die Parkinson-Krankheit ist
eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. In
Deutschland sind davon zwischen 200.000 und 250.000 Menschen
betroffen. Zu ihren motorischen Symptomen gehören
Bewegungsverlangsamung, Muskelsteifheit und ein charakteristisches
Zittern. Ursache der Symptome sind nach und nach absterbende
Nervenzellen in der Substantia Nigra. Diese Gehirnregion ist der
wichtigste Produktionsort des Botenstoffs Dopamin. Gehen hier
Nervenzellen zu Grunde, kommt es zum Dopaminmangel im gesamten
Gehirn.



Die
motorischen Symptome der Krankheit werden heute therapiert, indem mit
Hilfe dopaminartiger Medikamente (L-DOPA, Dopamin-Agonisten) der
Dopaminmangel ausgeglichen wird. Bislang gibt es aber keine Therapie,
die das Fortschreiten des Zelltodes und damit des Schweregrades der
Erkrankung aufhalten könnte. Dies liegt vor allem daran, dass
die Mechanismen, die zum Absterben der Nervenzellen führen, nur
unzureichend bekannt sind.



Ursache für den Tod von
Gehirnzellen bei der Nervenkrankheit Morbus Parkinson ist ein fataler
Irrweg, den die Neuronen einschlagen: "Obwohl sich die
Nervenzellen des Gehirns nicht durch Zellteilung vermehren können,
schalten erkrankte Zellen die gesamte molekulare Maschinerie an, die
für die Zellteilung nötig ist", erklärt Dr.
Günter U. Höglinger vom Fachbereich Medizin der
Philipps-Universität Marburg, "und gehen schließlich
daran zugrunde."



Das Problem ist, dass es bei
den erkrankten Nervenzellen, die scheinbar kurz vor einer Teilung
stehen, diese aber dann doch nicht ausführen können, zu
einem Konflikt von Signalen kommt. Dieser führt schließlich
dazu, dass sie sich selbst umbringen.



"Der Versuch der
Zellteilung und diese Art von Zelltod hängen wahrscheinlich eng
miteinander zusammen", erklärt Höglinger. Den
Wissenschaftlern ist es in Versuchen durch gentechnische Manipulation
gelungen, dass „die molekularen Schalter für die Zellteilung
nicht mehr 'umgelegt' werden und dass infolgedessen auch der Zelltod
ausbleibt." Das internationale Forscherteam erhofft sich nun,
dass ihre Erkenntnisse zur Entwicklung schützender Strategien
führen.



WANC 22.02.07

 
 
 
 
 
 
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