Der beste Freund des Menschen: Aber auch Überträger von Infektionen
Laut der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) sind Infektionskrankheiten nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen für die meisten Todesfälle verantwortlich. Besonders verheerend wirken sich dabei Infektionen aus, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden - die Zoonosen.
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, deren Erreger vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Das Spektrum reicht von in Deutschland seit langer Zeit etablierten Erregern, z.B. Salmonellen, über Mikroorganismen, die vor allem in tropischen Regionen eine Rolle spielen, bis hin zu Erregern, die nur selten die Artengrenze überspringen.
Jüngere Beispiele für vom Tierreservoir auf den Menschen übergegangene Erreger sind HIV/AIDS, das SARS-Coronavirus und das Geflügelpestvirus H5N1. Diese Fälle haben daran erinnert, dass aus der Übertragung von bisher auf das Tierreservoir beschränkten Erregern auf den Menschen zum Teil verheerende Epidemien oder Pandemien resultieren können, betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Die Frage stellt sich, warum vermehrt deratige Infektionskrankheiten auftreten und sich zunehmend verbreiten. Kurth vertritt die Ansicht, dass es das Handeln der Menschen ist, das Risiken erhöht und die Ausbreitung von Infektionserregern erleichtert. Ein schnell agierendes, ausreichend finanziertes öffentliches Gesundheitswesen ist daher für alle Staaten unerlässlich, unterstreicht Reinhard Kurth.
Gerade auch in der Heimtierhaltung sind die Risiken für eine Übertragung von Krankheiten groß. Etwa 200 Zoonosen sind in diesem Zusammenhang bekannt. So unter anderem die Tollwut und die Katzenpocken. Campylobacter (C.) jejuni ist mit 56.400 gemeldeten Erkrankungsfällen im Jahr 2002 (54.600 Fälle 2001) nach den Salmonellen der zweithäufigste Erreger, der in Deutschland im Zusammenhang mit Durchfallerkrankungen beim Menschen nachgewiesen wird. Diese Bakterienspezies kommt auch bei Hunden (Befallsrate bei erwachsenen Tieren bis zu 50 %; bei Welpen bis zu 75 %) und Katzen (Befallsrate bis zu 45 %) vor.
Von Vögeln auf Menschen üertragene Chlamydophila (C.) psittaci-Infektionen werden gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) unter dem Begriff Ornithose geführt. Die häufigste Infektionsquelle für den Menschen stellen inzwischen nicht mehr die importierten Papageien, sondern aus Inlandszuchten stammende Psittaziden sowie insbesondere Wellen- und Nymphensittiche, aber auch einheimische Vögel anderer Spezies dar.
Die in Deutschland gemeldeten Salmonellen-Infektionen bei Menschen (im Jahr 2000: 79.500, 2001: 77.400, 2002: 72.400) repräsentieren schätzungsweise lediglich 1020% der tatsächlich vorkommenden Erkrankungsfälle. 6575% aller bei Menschen registrierten Salmonellen-Infektionen, die hauptsächlich als Durchfallerkrankungen ablaufen, werden durch Salmonella (S.) Enteritidis verursacht, ca. 20% durch S. Typhimurium und der Rest durch andere Serovare.
Rund 10% aller menschlichen Salmonellen-Erkrankungen, die mit Durchfallserscheinungen einhergehen, sind auf direkten Kontakt mit Salmonellen ausscheidenden Hunden, Katzen und insbesondere Reptilien zurückzuführen. Fehlende oder ungenügende Einhaltung von Hygienemaßahmen, z. B. Händewaschen nach Kontakt mit diesen Heimtieren oder deren Ausscheidungen, kann die Übertragung von Salmonellen auf den Menschen begünstigen. Davon sind besonders Kinder betroffen.
Weitere hauptsächlich von Hunden und Katzen übertragbare Krankheiten sind EHEC, Katzenkrankheit (Barteonellose, Pasteurellose, Tuberkulose, Mikrosporie, Cryptosporidose, Giardiose, Fuchs- und Hundebandwurm sowie Hunde- und Katzenspulwurm.
Neuartige virale Erkrankungen (Beispiele)
Infektion bzw. Erreger | Faktoren, die die Übertragung und/oder Krankheitsentstehung begünstigen |
Humanes Immundefizienzvirus (HIV)/AIDS | Migration in Städte, Reisetätigkeit, Promiskuität, Prostitution, kontaminierte Blutprodukte und Spritzen |
Influenza | Möglicherweise die gemeinsame Aufzucht von Geflügel und Schweinen, was das Reassortment der Viren erleichtert |
Lassa u. a. hämorrhagische Fieber | Urbanisierung mit Zunahme der virustragenden Ratten, damit zunehmende Expositionsrate |
Gelbfieber, Dengue-Fieber | Zunahme des Zwischenwirts Moskito |
Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) | Veränderungen in der Futtermittelherstellung |
Quelle: R. Kurth · Robert Koch-Institut, Berlin, Das Auftreten alter und neuer Seuchen als Konsequenz menschlichen Handelns
WANC 21.07.04