Immuntherapie: Angriffspunkte genau identifizieren

Bestimmte Viren schlummern in unserem
Körper, ohne dass sie ihm schaden. Macht das Immunsystem
allerdings schlapp, können sie gefährlich werden. Dagegen
kann eine Immuntherapie helfen. Ein neues Verfahren hilft jetzt, die
genauen Angriffspunkte für eine solche Therapie zu bestimmen.


So gut wie jeder Erwachsene jenseits
der 40 trägt das Epstein-Barr-Virus (EBV) im Körper. EBV
hat eine Durchseuchungsrate von über 90 Prozent geschafft.
Wie alle Herpesviren bleibt EBV nach einer Infektion lebenslang
latent im Körper. Bei gesunden Menschen ist dies kein Problem,
denn normalerweise hält unser Immunsystem das Virus gut in
Schach. Wird das Immunsystem aber zum Beispiel durch eine
AIDS-Erkrankung oder nach einer Transplantation unterdrückt,
kann EBV wieder aktiv werden und die Entstehung bösartiger
Tumoren auslösen.



Eine Immuntherapie mit Hilfe von
Abwehrzellen des Immunsystems (T-Zellen) kann zwar helfen. Die
T-Zellen müssen aber gezielt auf diejenigen Bestandteile des
Virus abgerichtet werden, die die Immunreaktion auslösen
(Antigene). Bei der Identifizierung solcher Angriffspunkte hilft eine
elegante und schnelle Methode, die von einer Klinischen
Kooperationsgruppe des GSF - Forschungszentrums für Umwelt und
Gesundheit und der Kinderklinik der Technischen Universität
München (TUM) entwickelt wurde.



Der Trick: Bakterien werden zunächst
genetisch so modifiziert, dass sie alle EBV-spezifischen Proteine
produzieren. Mit Hilfe bekanntermaßen EBV-spezifischer T-Zellen
kann dann getestet werden, ob diese Proteine als Antigene wirken. Das
Nachweisverfahren nennt sich DANI (Direct antigen identification).



Bisher wurde DANI vor allem bei
Fragestellungen in Bezug auf EBV eingesetzt. Analog zu viralen
Antigenen können mit DANI zukünftig aber auch Tumor-,
Transplantations- oder Autoantigene identifiziert werden, die von
T-Helferzellen erkannt werden. Die Identifizierung von Tumor- und
bestimmten Transplantationsantigenen kann zur Entwicklung von
Immuntherapien für Krebspatienten beitragen.



Wie DANI (Direct antigen
identification) funktioniert: In E.coli-Bakterien werden Bruchstücke
des gesamten EBV-Genoms eingeschleust, die dafür sorgen, dass in
der Bakterienzelle alle viralen Proteine gebildet werden. Besonders
gut funktioniert dies, wenn jeweils nur kleine DNA-Bruchstücke
eingeschleust und somit jeweils nur kleine Teile der Proteine
hergestellt werden. Diese müssen zum Schutz vor Abbau an ein
Trägerprotein gekoppelt werden. Als Trägerprotein dient die
Chloramphenicol Acetyltransferase (CAT). Nur Bakterien, die CAT
bilden, können Chloramphenicol inaktivieren und Kolonien bilden
- da dies nur für etwa ein Zehntel der Bakterien zutrifft, wird
der Screeningaufwand beträchtlich reduziert.



Die Chloramphenicol-resistenten
Bakterien werden in Kultur genommen und an Antigen-präsentierende
Zellen "verfüttert". Diese bauen die Bakterien
inklusive des Fusionsproteins ab und präsentieren die
Spaltprodukte auf den HLA-Rezeptoren an der Zelloberfläche. Dann
werden EBV spezifische T-Zellen zugegeben - erfolgt daraufhin eine
Immunreaktion, sind die Spaltprodukte als Antigene enttarnt. Mit
dieser Methode identifizierte die Arbeitsgruppe zum Beispiel die
EBV-spezifischen Antigene BALF4 und BNRF1 als Zielstrukturen von
T-Helferzellen. Beide Proteine werden im lytischen Vermehrungszyklus
des Virus gebildet, wenn EBV sich in der Zelle mit Hilfe der
Zellressourcen vervielfacht, die Wirtszelle schließlich platzt
und die neugebildeten Viren freigesetzt werden.



WANC 19.09.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/19_09_immuntherapie.php
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