Mikroskopaufnahme Bakterium
Der Erreger Staphylococcus aureus: Jetzt neuer gefährlicher Stamm in den USA aufgetaucht (Foto: GBF/Manfred Rohde)
> MRSA: Tödliche Lungenerkrankung breitet sich aus
Ein tödlicher Stamm von MRSA
(Multi-Resistenter Staphylococcus Aureus), der zu einer
fleischfressenden Form von Lungenentzündung führen kann,
ist aufgetaucht. Der Bazillus wird bereits bei normalem Hautkontakt
übertragen und ist gegen die meisten Antibiotika resistent.


Erste Forschungen des San Francisco
General Hospital Medical Centre weisen darauf hin, dass der Erreger
im Großraum San Francisco vor allem die homosexuelle Gemeinde
in Castro heimsucht. In Großbritannien wurden laut BBC erst
zwei Fälle von Infektionen mit dem USA300-Stamm bekannt.



Diese MRSA-Form wird normalerweise
nicht in Krankenhäusern übertragen, sondern beim zufälligen
Kontakt zwischen Menschen. Der neue Stamm ist gegen die Behandlung
mit einer Vielzahl von Antibiotika resistent. Er führt zu großen
Geschwüren in der Haut. In schweren Fällen kommt es zu
einer tödlichen Blutvergiftung oder einer nektrotisierenden
Lungenentzündung, bei der das Gewebe der Lungen zerstört
wird.



Laut dem Team um Binh Diep trat der
Bazillus bisher 13-mal häufiger bei homosexuellen Männern
in San Francisco auf als bei anderen Menschen. Im Castro-Bezirk, in
dem mehr homosexuelle Menschen leben als anderswo in den Vereinigten
Staaten, trägt einer von 588 diese MRSA-Form in sich. In der
Gesamtbevölkerung der Stadt ist einer von 3800 Menschen
betroffen.



Laut Diep sind von diesen resistenten
Infektionen häufig homosexuelle Männer in Körperbereichen
betroffen, wo es während des Geschlechtsverkehrs zu einem
Hautkontakt kommt. "Da diese Bakterie auch bei einem
zufälligeren Kontakt übertragen werden kann, befürchten
wir eine Ausbreitung auf die gesamte Bevölkerung."



Auch in Deutschland greift MRSA immer
schneller um sich. Wie die Deutsche Gesellschaft für
Krankenhaushygiene (DGKH) betont, ist ein überdurchschnittlicher
Anstieg von MRSA um jährlich etwa 6 Prozent zu verzeichnen.
1990lag der Anteil von MRSA in Deutschland bei 1,7 Prozent,
im Jahre 2000 bei 15 Prozent, heute deutlich über
20 Prozent. Die Zunahme der Infektionserreger, die mit
Antibiotika nur schwer bis gar nicht zu bekämpfen sei, komme
einem Rückfall ins Mittelalter gleich. Um dieser katastrophalen
Entwicklung entgegenzuwirken, hat die DGKH schon vor einiger Zeit die
Bildung einer „MRSA-Task force“ unter Koordinierung durch das RKI
gefordert.



Die beste Möglichkeit eine
Übertragung zu verhindern sei vermutlich, sich vor allem nach
sexuellen Aktivitäten gründlich mit Seife und Wasser zu
waschen. Die aktuelle Studie basiert auf einer Untersuchung der Daten
von Kliniken in San Francisco und Boston. Mark Enright, einer der
führenden britischen MRSA-Experten erklärte, dass die Höhe
der Zahlen überraschend sei. "Wir wissen, dass der
USA300-Stamm sich sehr leicht über Hautkontakt überträgt.
Am meisten gefährdet sind homosexuelle Männer,
Drogenkonsumenten und Sportler, wie etwa Ringer, die viel
Körperkontakt haben. Viele Sexualpartner und häufiger
Hautkontakt mit vielen verschiedenen Menschen erleichtern die
Ausbreitung der Infektion."



WANC 18.01.08/pte

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS