Tuberkulose: Impfstoff im Test

Ein neuer Impfstoff gegen Tuberkulose wird seit Anfang September in Neuss an Freiwilligen auf seine Sicherheit getestet. Das Vakzin mit der Bezeichnung "VPM1002" ist in Deutschland seit mehr als 80 Jahren der erste Lebendimpfstoff gegen Tuberkulose, der den Schritt in die klinische Prüfung geschafft hat.

Der Impfstoff basiert auf einer seit 1921 verwendeten BCG-Vakzine. Sie wurde gentechnisch entwickelt wurde und soll nun wesentlich wirksamer eine Infektion mit Tuberkulose-Bakterien verhindern als ihr Vorgänger, berichtet die Max-Planck-Gesellschaft.

"Der von französischen Forschern entwickelte BCG-Impfstoff gegen Tuberkulose ist die weltweit am häufigsten verabreichte Lebendvakzine", erklärt Stefan Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. In vielen Fällen zeigt dieser Impfstoff aber keine Wirkung mehr. "Wir wollten die stumpf gewordene Waffe BCG wieder scharf machen", so der Immunologe. "Dazu haben wir den Impfstoff gentechnisch so verändert, dass er sich vor dem menschlichen Immunsystem nicht mehr verstecken kann, sondern es optimal stimuliert."

Bisher habe sich der neue Impfstoff im Tiermodell als äußerst wirksam und sicher erwiesen. Diese gute Wirkung müsse nun auch am Menschen nachgewiesen werden, damit der Impfstoff zugelassen wird. "Selbst wenn sich der neue Impfstoff verträglich erweist, muss er noch weitere Testphasen auf Wirksamkeit durchlaufen. Das dauert mindestens noch zehn Jahre", meint Kaufmann.

Besonders große Hoffnungen auf Erfolg haben viele Experten aber nicht. Die meisten Forschungsergebnisse hätten nach den ersten positiven Meldungen gezeigt, dass die Substanz dann doch nicht tauglich war. "Die Auswirkungen eines erfolgreichen Vakzins wären aufgrund der hohen Durchseuchungsrate ohnehin erst in 20 bis 25 Jahren spürbar", erklärt Alexander Indra vom Institut für medizinische Mikrobiologie in der Agentur für Gesundheit und Ernährung AGES. Tuberkulose sei weltweit immer noch eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Etwa zwei Mrd. Menschen sind infiziert, bei fünf bis zehn Prozent bricht die Erkrankung auch aus.

Vor allem schlechte Ernährung und HIV sorgen für sehr hohe Infektionsraten, erklärt der Experte. "In Mitteleuropa konnte die Erkrankung deutlich zurückgedrängt werden. Hier sind nur etwa zehn bis zwölf pro 100.000 Menschen davon betroffen." Sehr hohe Infektionsraten gebe es auch in Russland, wo es zunehmend zu Multiresistenzen gegen die Erreger kommt. "Eine normale TBC ist mit einer sechs- bis neunmonatigen Antibiotika-Behandlung heilbar", so Indra. Bei multiresistenten Erregern könne sich die Behandlungsdauer aber auf 24 Monate und sogar länger ausdehnen.

WANC 17.09.08/ Quelle: Max-Planck-Gesellschaft





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/17_09_tuberkulose.php
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