Impfung
Impfen gegen Masern: Krankheitserreger ausrotten (Foto: ABDA)
> Masern: Mangelnder Impfschutz begünstigt Ausbruch
Mangelnder Impfschutz hat in den vergangenen Wochen
insbesondere in Nordrhein-Westfalen zu einer Ausbreitung der Masern, einer hoch
ansteckenden Infektionskrankheit, geführt. Die Frage nach verpflichtenden
Impfungen wird gestellt.


Mit Stand vom 10. Mai 2006 wurden in diesem Jahr in
Nordrhein-Westfalen insgesamt 1.106 Masernfälle gemeldet, 88 mehr als noch in der Vorwoche.
Damit ist der aktuelle Ausbruch der größte Masernausbruch, der seit der
Einführung der Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz im Jahr 2001
registriert wurde.



Als Ursache für die starke Ausbreitung der Masern geiselt
das Robert-Koch-Institut (RKI) Impflücken, die insbesondere bei
schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 19 Jahren zu hohen
Erkrankungszahlen geführt haben. Aber auch bei Kindern im 1. Lebensjahr wurden
68 Erkrankungen (Vorwoche 64) an Masern gemeldet.



Im Vergleich zur Vorwoche hat sich die Zahl der als Folge
von Masern aufgetretenen Enzephalitiden/Meningitiden von zwei auf drei erhöht.
Besonders erwähnenswert ist, dass ein 7-jähriges Mädchen auch 34 Tage nach der
Erstmanifestation noch immer neurologische Störungen aufweist und es nicht
sicher ist, ob das betroffene Mädchen wieder vollständig genesen wird.
Insgesamt hat sich die Zahl der gemeldeten Komplikationen (Pneumonien, Otitis
media) im Vergleich zur Vorwoche auf 51 erhöht.



Nach
Ansicht des RKI zeigt der Ausbruch die Bedeutung einer konsequenten
Verbesserung der Durchimpfungsraten zum Zeitpunkt des Schuleingangs auf. Diese
ist in den letzten Jahren in NRW allerdings erreicht worden: Dem Land werden
knapp 94 Prozent Erstimpfungen und immerhin fast 67 Prozent Zweitimpfungen
unter den Schulanfängern bescheinigt. Bundesweit rangiert die Impfquote für
Masern bei etwa 93,3 Prozent bei der ersten und 65,7 Prozent bei der zweiten
Impfung, was unter dem von der WHO empfohlenen Wert von 80 Prozent liegt.



Die
aktuelle Masernwelle betrifft vor allem Kinder jenseits von 14 Jahren. Darin
zeigt sich, dass sich die Impfquote erst in den letzten zehn Jahren aufgebaut
hat. Anfang der 90er-Jahre betrug sie gerade einmal 75 Prozent.



Dennoch
stellen Kinderärzte eine gewisse Impfmüdigkeit fest, die sich vor allem in der
niedrigen Quote der zweiten Impfung äußert. Ob es Angst vor den umstrittenen
Nebenwirkungen oder schlicht Vergessen ist? Bundesgesundheitsministerin Ulla
Schmidt ruft jedenfalls auf, sich unbedingt gegen Masern impfen zu lassen. Und Ärzte
fordern schon einmal eine Impfpflicht.



Gefürchtet sind insbesondere die Komplikationen, die bei
Maserninfektionen Atemtrakt, Zentralnervensystem (ZNS) und
Gastrointestinaltrakt betreffen. ZNS-Symtome, wie Kopfschmerzen, Fieber, Koma
oder Krämpfe, treten in einem von tausend Fällen auf. Wenn eine Entzündung des
Gehirngewebes (Enzephalitis) eingetreten ist, dann ist sie in 10 Prozent der Fälle
tödlich und in 20 Prozent mit bleibenden Schäden verbunden.



Gegen Masern steht ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung.
"Eltern sollen Kleinkinder im Alter von 12 bis 15 Monaten gegen Masern
impfen lassen. In der Regel wird gleichzeitig auch gegen Mumps und Röteln geimpft.
Eine zweite Impfung soll noch vor Vollendung des zweiten Lebensjahres
erfolgen", rät Prof. Dr. Thomas Beck, Leiter der Arzneimittelkommission
der Deutschen Apotheker, eindringlich. Der Impfschutz hält ein Leben lang.



Ziel jeder Impfung ist es, den Geimpften vor einer Krankheit
zu schützen. Sind sehr viele Menschen gegen eine Infektionskrankheit geimpft,
können Krankheitserreger regional, wenn nicht gar weltweit ausgerottet werden. „Die
Sorge vor möglichen Nebenwirkungen der Impfstoffe ist unbegründet. Es gibt auch
keine Hinweise, dass durch Impfungen Allergien entstehen können oder die Bereitschaft zur
Entwicklung einer Allergie gesteigert wird“, so Beck. „Die Abwägung von Nutzen
und Risiko spricht immer eindeutig zugunsten der Impfung." Nicht alle
Eltern sind davon überzeugt.



WANC 17.05.06

 
 
 
 
 
 
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