Weltmeister in Sachen Antibiotika: Französische Ärzte verschreiben am meisten
> Antibiotika: Resistenzen in Europa nehmen zu
Die Ärzte in Europa geben ihren Patienten zu oft Antibiotika. Die Gefahr: Die Resistenzen der Erreger nehmen zu. Damit könnte eine der wirkungsvollsten Waffen gegen Infektionskrankheiten sehr bald stumpf werden.

Offensichtlich verschreiben Mediziner in Europa zu häufig Antibiotika. Nach einer Studie der Universität von Antwerpen wurde die Praxis in 26 Ländern im Zeitraum von 1997 bis 2002 genau überprüft. Demnach weichen die Antibiotika-Resistenzen und der Verschreibmodus geografisch ziemlich voneinander ab. Am häufigsten werden in Süd- und Osteuropa Antibiotika verschrieben.

Am meisten Antibiotika werden nach den Studienergebnissen von Herman Gossens in Frankreich verschrieben. Mit 32,2 DID (tägliche Dosis pro 1.000 Einwohner) liegt das Land an der Spitze, Schlusslicht waren mit 10,0 DID die Niederlande. Generell war die Verwendung von Antibiotika in Nordeuropa niedrig, in Osteuropa immer noch moderat.

Saisonale Fluktuationen waren in süd- und osteuropäischen Ländern hoch, während in nordeuropäischen Ländern im Winter die Zunahme weniger als 25 Prozent betrug. Auffällig war auch, dass sich die Verwendung neuer Antibiotika mit einem breiten Spektrum durchsetzte. Alte Medikamente hingegen wurden deutlich weniger verwendet.

Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Daten für die öffentliche Gesundheitspolitik von großer Bedeutung sind. Nicht adäquate Verwendung von Antibiotika soll vermieden werden, um die Resistenzen gegen die Wirkstoffe niedrig zu halten. Für die starken Schwankungen bei der Verwendung gibt es nach Ansicht der Forscher verschiedene Gründe. Diese liegen in der Erziehung der Bevölkerung, der öffentlichen Gesundheitspolitik, der Bildung und auch in der Struktur der lokalen Pharmaunternehmen.

Die Experten warnen auch davor, Antibiotika in zu großem Maß zu verschreiben. "Da immer weniger neue Produkte entwickelt werden, aber die Zahl der Resistenzen steigt, könnte eine der medizinischen Wunderwaffen des 20. Jahrhunderts schnell verloren gehen."

WANC17.02.05/pte

 
 
 
 
 
 
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