Zugvögel: Ansteckungsgefahr verbreitet sich über die Kontinente
> Vogelgrippe: In Europa angekommen
Die Vogelgrippe hat Europa erreicht. Über die möglichen Gefahren existieren durchaus unterschiedliche Einschätzungen.

Zuerst gab die EU-Kommission Entwarnung. Die in Rumänien aufgefundenen verendeten Tiere trügen das gefährliche Virus nicht in sich. Kaum einen Tag später war es vorbei mit der Erleichterung und alle Entwarnungsmeldungen überholt. Denn die Kontrollen in den Labors hatten ergeben, dass sich sowohl in Rumänien wie in der Türkei der Vogelgrippeverdacht bestätigte.

Dieser Vorfall erregte den Unwillen sowohl von Minister Jürgen Trittin als auch des Staatssekretärs im Verbraucherministerium, Alexander Müller. Beide appellierten an Brüssel, verantwortungsbewußter mit den Sorgen der Bürger umzugehen. Was nichts anderes bedeutet, dass die Kommission dazu aufgefordert wurde, erst dann etwas zu vermelden sollte, wenn sie sicher sei.

Daran, dass die Vogelgrippe in Europa angekommen ist, zweifelt inzwischen kaum noch jemand. So geht der Leiter des Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Klaus Stöhr, davon aus, dass auch in Rumänien die für den Menschen tödliche Vogelgrippe-Variante mit dem Virus H5N1 vorliegt.
Stöhr ist sich ziemlich sicher, dass sich die Vogelgrippe in Europa weiter ausbreitet. Warnte er im 'Berliner Ärzteblatt': "Die letzten Pandemien wurden von Tierviren verursacht. Wir waren lange nicht mehr so nahe an einer Pandemie wie jetzt." 

Wie groß die Gefah derzeit für Menschen ist, darüber herrscht noch Uneinigkeit. So meldet das Robert Koch Institut (RKI): "Ein nach Deutschland eingeschlepptes hochpathogenes H5N1 wäre in erster Linie für das Geflügel eine Bedrohung. Würde die Geflügelpest auch in Deutschland auftreten, würden Personen mit engem Kontakt zu kranken Tieren geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen müssen
. Für die allgemeine Bevölkerung ist in Deutschland derzeit kein Risiko erkennbar."

Das gilt allerdings nur so lange, wie H5N1 noch nicht vom Tieren auf Menschen übertragbar ist. Im Augenblick glauben die Wissenschaftler, dass dieses noch nicht stattgefunden hat. Deshalb, so Trittin, müsse alles unternommen werden, um das Einschleppen und die Vermischung von Viren zu verhindern. In erster Linie denkt der Minister daran, jeglichen Import von Geflügelprodukten aus den betroffenen Ländern zu unterbinden.

Wer sich gegen die tödliche Gefahr schützen möchte, kann nicht auf eine Grippeschutzimpfung vertrauen. Erklärte das RKI: "Eine Grippeimpfung schützt nicht vor der Vogelgrippe. Es bleibt weiterhin dabei, dass die jährliche Grippeschutzimpfung vorrangig für die über Sechzigjährigen empfohlen wird, für chronisch Kranke und Medizinpersonal." Und die vorhandenen antiviralen Arzneimittel dürfen nicht vorbeugend genommen werden, sondern erst, wenn die Grippe ausgebrochen ist.

WANC 14./15.10.05
 
 
 
 
 
 
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